Vorgelegt am 9. Dezember 1983.
"Am 11. Juni 1912 gruben Hirtenbuben des Dorfes Malaja Pereščepina, 12 Werst [etwa 13 km] von der Stadt Poltava entfernt, in den Sanddünen einen riesigen Schatz goldener und silberner Geräte aus." Mit dieser lapidaren Feststellung beginnt Graf A. Bobrinskoj seine auch heute noch unentbehrliche, knappe und mustergültige Bekanntgabe des wohl großartigsten und reichsten frühmittelalterlichen Grabfundes in Europa, 1914 erschienen in Band 34 der "Materiali po Archeologii Rosii". Die vorzüglichen Tafeln dieser Erstpublikation werden hier, auf 2/3 verkleinert, zur Illustration des Materials wieder abgebildet (Taf. 1-16), auch wenn inzwischen durch Konservierung und Rekonstruktion Veränderungen an einzelnen Fundstücken vorgenommen wurden. Seit 1912 gehört der Fund zu den Schätzen der Ermitage in Leningrad, wo ich vom 19.-21. Juli 1983 dank dem außerordentlichen Entgegenkommen der Museumsleitung eine Reihe mir besonders aussagekräftig erscheinender Objekte im Original untersuchen konnte. Eine detaillierte moderne Analyse des ganzen Komplexes bleibt Aufgabe der sovjetischen Forschung, speziell der an der Ermitage tätigen Fachkollegen, die diese Bearbeitung inzwischen auch in Angriff genommen haben. Hier können nur bestimmte Aspekte behandelt werden, die sich auf die chronologische und kulturgeschichtliche Einordnung von Malaja Pereščepina aus der Sicht eines mitteleuropäischen Archäologen beziehen und die als Ergebnis auch einen Vorschlag zur Identifizierung des bei Poltava Bestatteten mit einer historischen Persönlichkeit des 7. Jahrhunderts einschließen werden.
Author(s): Joachim Werner
Series: Bayerische Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse, Abhandlungen, Neue Folge, 91
Publisher: Verlag der Bayerischen Akademie der Wissenschaften
Year: 1984
Language: German
Pages: 80
City: München
Vorbemerkung 5
1. Zum Fundort 7
2. Der "Schatz" im Fundkomplex von Malaja Pereščepina (Gold- und Silbergefäße) 9
a) Die "Altstücke" 9
b) Byzantinisches Silbergeschirr 10
c) Sassanidisches Gold-und Silbergeschirr 11
d) "Nomadisches" Gold-und Silbergeschirr 12
e) Das goldene Trinkhorn 14
f) Bewertung der Gefäße aus Edelmetall 15
3. Bemerkungen zu einigen personenbezogenen Beigaben 17
a) Die zu Ketten montierten byzantinischen Solidi 17
b) Goldenes Armringpaar mit Cabochons 18
c) Goldenes byzantinisches Armringpaar mit Schraubverschluß 19
d) Die große goldene byzantinische Gürtelschnalle 21
e) Die zur Goldschnalle gehörige Riemenzunge 24
f) Zu den Säbeln und Waffengürteln 25
g) Köcher, Sattel und die eingerollte Blattranke des "Meisters von M. P." 28
h) Kurze Hinweise zu weiteren Beigaben 31
4. Ergebnisse der archäologischen Analyse 34
5. Kuvrat, Kagan der Onogur-Bulgaren, und das Grab von Malaja Pereščepina 38
a) Die historischen Nachrichten über Kuvrat 38
b) Kuvrat als byzantinischer Honorarpatricius 40
c) Kuvrats Grab: Malaja Pereščepina 43
Nachtrag 44
Abgekürzt zitierte Literatur 46
Abbildungsnachweis 47