Diese Studie wurde im Wintersemester 2010/2011 als Habilitationsschrift am Fachbereich Neuere Philologien der Goethe-Universität Frankfurt am Main angenommen.
Die Studie widerlegt die Auffassung, im Mittelalter könne es wegen des christlichen Weltbildes keine Tragik geben. Sie bietet einen Überblick über die mittelalterliche Tragödienrezeption und legt die geschichtsphilosophischen Prämissen der These vom untragischen Mittelalter offen. Ausgehend von den Theorien von Aristoteles, Seneca, Boethius und Hegel wird eine Narratologie des Tragischen entwickelt und auf die höfische Epik übertragen. Analysiert werden das 'Nibelungenlied', der 'Erec', 'Parzival', 'Willehalm'‚ der 'Eneasroman', 'Tristan', 'Engelhard' und der 'Trojanerkrieg'. Bei der literarischen Gestaltung von Schuld, Konflikt und Liebe zeigen sich Gemeinsamkeiten und Unterschiede zur antiken Poetik der Tragödie und zur modernen Philosophie des Tragischen. Während die Inszenierung des Fehlverhaltens und die Konstellation des Konflikts mit bekannten Tragödientheorien übereinstimmen, wird mit der Widerspruchsstruktur der Minne ein eigenes Paradigma tragischen Erzählens entworfen. Die Motivierungsformen des Unglücks lassen also auf ein spezifisch höfisches Tragikkonzept schließen. Mittels eines narratologischen Ansatzes und einer komparatistischen Analyse wird das Konzept des Tragischen für die Mediävistik neu erschlossen.
Author(s): Regina Toepfer
Series: Untersuchungen zur deutschen Literaturgeschichte, 144
Publisher: Walter de Gruyter
Year: 2013
Language: German
Pages: X+510
Vorwort v
I. Einleitung: Höfische Tragik – ein anachronistischer Begriff 1
II. Theorie: Tragödientheoretische, theologische und narratologische Grundlegung 22
III. Analyse: Formen tragischen Erzählens in der höfischen Literatur 84
Tragische Schuld: Fehlverhalten und die Folgen 84
Tragischer Konflikt: Die Lösung des Dilemmas 211
Tragische Liebe: Die Widerspruchsstruktur der Minne 322
IV. Fazit: Höfische Tragik - Literatur und Gesellschaft 452
Literaturverzeichnis 459
Register 505