Mir einem Beitrag von Sabine Birkenbeil.
In den Jahren 1966-1968 und 1987 wurde in Schlotheim, Unstrut-Hainich-Kreis, Thüringen, unter der Leitung von G. Behm-Blancke ein germanisches Gräberfeld mit 287 Brandbestattungen von unterschiedlichem Grabritus (Urnengräber, Brandschüttungsgräber der Variante Schlotheim, Leichenbrandhäufchen, Brandgrubengräber) vollständig untersucht. Es ist das bisher größte germanische Gräberfeld Thüringens mit einer Belegungsdauer von etwa 250 Jahren, von der Stufe B-1 a (etwa 15/10 v. u. Z.) bis zur Stufe C-2 (etwa Mitte 3. Jh.). Hinsichtlich des Bestattungsritus deutet sich eine Sonderstellung Thüringens an. Die zum Teil reich verzierten Gefäße spiegeln die gesamte Keramikentwicklung von der spätaugusteischen Zeit bis zur jüngeren Kaiserzeit wieder mit elb- und rhein-wesergermanischen Formen. Die Ausstattungsstücke in den Gräbern weisen zwar große Formenvielfalt auf, sind aber meist nur als Einzelstücke vertreten. Als älteste Fibel ist die geschweifte Fibel nachgewiesen, gefolgt von Augenfibel, norisch-pannonischer Bügelfibel, Armbrustfibel verschiedener Art, Rollenkappenfibel, Fibel A 101, Kniefibel, Knierosettenfibel, Fibel mit umgeschlagenem Fuß, Scheibenfibel (germanisch), Krugfibel (römisch) bis zu einer Fibel vom Sackrautyp (Schmetterlingsfibel). Auch Reste importierter Bronze- und Glasgefäße sowie Terra sigillata liegen vor. Einige Waffen stammen aus spätaugusteischer und älterer Kaiserzeit. Durch Vergleich der Verbreitung einzelner chronologisch aussagekräftiger Typen zeichnet sich ab, dass sich die älteren Bestattungen vorwiegend im Nordteil des Gräberfeldes finden, die jüngeren dagegen stärker im Südteil. Die soziologische Analyse auf der Basis der Grabausstattungen ergab zwar für über 50% der Gräber Beigaben, aber nur wenige Bestattungen mit reicherer Ausstattung. Besondere Bedeutung kommt den Gräbern mit römischem Import zu. Das Gräberfeld erbringt anthropologisch und archäologisch eindeutige Beweise für ein gemischt belegtes Gräberfeld schon ab spätaugusteischer Zeit.
Author(s): Sigrid Dušek
Series: Weimarer Monographien zur Ur- und Frühgeschichte, 36
Publisher: Konrad Theiss Verlag
Year: 2001
Language: German
Pages: 254
City: Stuttgart
Einleitung 7
Analyse der Bestattungssitten 8
Urnengräber 11
Brandschüttungsgräber 12
Brandgrubengräber 13
Leichenbrandhäufchen 14
Unbestimmbare Grablegungen 14
Analyse der Grabkeramik 17
Analyse der Beigaben 27
Fibeln 27
Metallgefäße 33
Glasgefäße 34
Waffen 34
Schmuck 35
Geräte aus Eisen 38
Geräte aus Bronze 39
Geräte aus Knochen 41
Geräte aus Ton 42
Sonstiges 42
Datierung des Gräberfeldes 42
Zur inneren Gliederung des Gräberfeldes 44
Analyse der Kombinationsmöglichkeiten 44
Analyse der Verbreitung der Bestattungsarten und Fundtypen 46
Soziologische Analyse des Gräberfeldes 47
Geschlechtsspezifische Ausstattungen: Männer- und Frauenfriedhöfe 50
Besiedlungskontinuität im Thüringer Becken von der vorrömischen Eisenzeit bis zur jüngeren Kaiserzeit 52
Ethnische Zuordnung der Germanen im Thüringer Becken 54
Beitrag des Gräberfeldes Schlotheim zum Forschungsstand 55
Zusammenfassung 56
Katalog 59
Literaturverzeichnis 105
Abbildungsteil (Abb. 5-19) 112
Tafelteil 129
Anthropologische Untersuchung der Leichenbrände des kaiserzeitlichen Gräberfeldes von Schlotheim, Unstrut-Hainich-Kreis / Sabine Birkenbeil 229