∎ Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat das Ziel ausgegeben, die deutsch-französischen Beziehungen zu revitalisieren und eine »neue Partnerschaft« zwischen Paris und Berlin zu begründen. In der Außen- und Sicherheitspolitik sowie in Teilen der Europapolitik konnte dieser Anspruch jedoch selten eingelöst werden.
∎ Hauptgrund hierfür sind strukturelle Veränderungen in den internatio-nalen Beziehungen, auf die Frankreich und Deutschland unterschiedlich reagieren: Paris sucht neue Wege, seine verteidigungspolitische Hand-lungsfähigkeit zu erhalten und das strategische Vakuum zu füllen, das entstanden ist durch das nachlassende Interesse der USA an Europa und seiner Peripherie. Berlin setzt auf die Weiterentwicklung von Nato und EU als grundlegenden Organisationen deutscher Außenpolitik.
∎ Zudem erschweren nationale Alleingänge, Desinteresse und ein ungenü-gender Erfahrungsaustausch einen bilateralen Interessenausgleich.
∎ Eine neue Intensität der bilateralen Zusammenarbeit setzt erstens voraus, dass sich Paris und Berlin in ihren bestehenden außen- und sicherheits-politischen Kooperationsformaten einer Gesamtschau der internationalen Gemengelage stellen. Sie müssen ihre jeweilige Betroffenheit sowie ihre Interessen offen besprechen und aus ihnen konkrete Maßnahmen ableiten.
∎ Zweitens müssen sie sich darauf verständigen, dass nationale Alleingänge unterbleiben und ein Desinteresse an den außen-, sicherheits- und europa-politischen Druckpunkten des Partners nicht geduldet wird. Die Deutsch-Französische Parlamentarische Versammlung sollte die Exekutiven beider Länder dazu anhalten, den Élysée-Vertrag wie den Vertrag von Aachen zu erfüllen.
∎ Zu diesen Ergebnissen kommen die sechs Fallstudien zu Libyen, zur Gemeinsamen Sicherheits- und Verteidigungspolitik, zur Wirtschafts- und Währungsunion, zu Russland, zur Nato und zur Türkei.
Author(s): Ronja Kempin (ed.)
Series: SWP Studie; 2021/4
Publisher: Stiftung Wissenschaft und Politik
Year: 2021
Language: German
Pages: 58
City: Berlin
Tags: Deutschland, Frankreich, deutsch-französische Beziehungen
5 Problemstellung und Empfehlungen
7 Einleitung: Frankreichs Außen- und Sicherheitspolitik unter Präsident Macron – Dissonanzen in der deutsch-französischen Zusammenarbeit
Ronja Kempin
11 Französische Sicherheits- und Verteidigungspolitik unter Präsident Macron – pragmatisch, ambitioniert, disruptiv
Claudia Major
16 Macron als Spoiler in Libyen
Wolfram Lacher
21 Die GSVP – ein Instrument, kein Grundpfeiler französischer Sicherheits- und Verteidigungspolitik
Ronja Kempin
27 Eher Fortsetzung als Revolution: Fünf Dimensionen der Politik Macrons gegenüber der Eurozone
Paweł Tokarski
32 Macrons Russlandpolitik: Bereits gescheitert?
Susan Stewart
37 Ein engagierter, aber schwieriger Verbündeter: Frankreichs Nato-Politik
Claudia Major
44 Frankreich und die Türkei – Entfremdung und strategische Rivalität
Ronja Kempin
48 Fazit
Ronja Kempin
53 Anhang
53 Abkürzungen
54 Die Autorinnen und Autoren