EuropAmerikas. Transtlantische Beziehungen

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Amerika in Europa, Europa in Amerika - die transatlantischen (Austausch-)Beziehungen zwischen diesen zwei Kontinenten haben bis heute einen privilegierten Platz in Wissenschaft und Politik besessen. Meist findet dies jedoch unter Verkürzung der Breite der Kontakte statt: Im politischen Sprachgebrauch erfassen die transatlantischen Beziehungen nur das Verhältnis zwischen der Europäischen Union und den USA, der Südatlantik gerät dabei kaum in die Perspektive. Diese verengte Sicht der transatlantischen Zusammenarbeit wird als eine '‘partnership of choice” verstanden, bei der es insbesondere um die Stärkung des strategischen Dialogs zwischen Berlin und Washington gehen soll. Der vorliegende Band, der in der Kontinuität der wissenschaftlichen Beschäftigung des Forschungsverbundes Lateinamerika BerlinBrandenburg (ForLaBB) mit den transarealen Beziehungen Lateinamerikas steht, folgt einem sehr viel weiteren und offeneren Verständnis: Es geht um die Beziehungen zwischen verschiedenen Räumen in ihrer Diversität, aber auch ihrer inneren Logik und vielfältigen Bedingtheit. Diese reichen von transnationalen Lebensläufen über Erinnerungskulturen, Wissenszirkulation, Perzeptions- und Rezeptionsprozesse bis hin zu Fragen des sozialen und politischen Verständnisses im globalen Wandel. Eine Auswahl dieser Themen und Forschungsansätze wird im vorliegenden Band zusammengefasst, der als Auftakt die Vorträge bei der Verleihung der Ehrendoktorwürde durch die Humboldt-Universität zu Berlin an den peruanischen Schriftsteller Mario Vargas Llosa präsentiert. der in seinem Beitrag das “Innen” und “Außen” der Beziehung zwischen Europa und Lateinamerika an seinem Lebenslauf plastisch werden lässt. Dass er sein Empfinden als Europäer und Lateinamerikaner in den Kontext der westlichen Tradition stellt, lässt die vielfache Verschränkung kultureller Einflüsse und Lebenserfahrungen erkennen, die sich durch das “Wandern zwischen den Welten” in einer Fülle transnationaler und transkultureller Biographien zwischen Europa und den Amerikas nachweisen lässt. Vor diesem Hintergrund verschwim8 Vorwort men die gängigen Formeln vom “alten” Europa und der “neuen” Amerikas zugunsten einer Perspektive, welche die Gleichzeitigkeit und gegenseitige Bedingtheit des Denkens mit allen seinen Konflikten in den Blick nimmt. Wenn das Verhältnis zwischen Europa und Lateinamerika als “die andere transatlantische Beziehung” (A. van Klaveren) verstanden wird, so ist unmittelbar ersichtlich, dass sich dahinter Befürchtungen einer wachsenden Entfremdung in den europäisch-lateinamerikanischen Beziehungen verbergen, die ein anderes Bild als die diplomatische Standardformulierung der “traditionell guten Beziehungen” vermittelt. Die Besorgnis wachsender Distanz zwischen den europäischen Prioritäten und den lateinamerikanischen Interessen beschäftigt nicht nur die Politik, auch in Wirtschaft und Wissenschaft sind verstärkte Bemühungen in Gang gekommen, neues gegenseitiges Verständnis zu stiften und gemeinsame Initiativen zu gestalten. Dies bedeutet aber gleichzeitig auch. Differenzen nicht zu übergehen, die Sichtweisen des/der Anderen ernst zu nehmen und damit den Blick für neue Gemeinsamkeiten frei zu machen, wie sie gerade im kulturellen Polylog eröffnet und erprobt werden. Diesem Interesse sollen die Beiträge dieses Bandes dienen, die aus einer gemeinsamen Ringvorlesung der Freien Universität Berlin, der Flumboldt-Universität zu Berlin, des Ibero-Amerikanischen Instituts PK und der Universität Potsdam hervorgegangen sind.

Author(s): Ottmar Ette; Dieter Ingenschay; Günther Mainhold, (Hrsg.)
Series: Bibliotheca Ibero-Americana
Publisher: Iberoamericana; Vervuert
Year: 2008

Language: German
Pages: 178
City: Frankfurt am Main
Tags: Europa-América; Europe-Amerikas; Europe-Americas;

Die Herausgeber
V orw ort....................................................................................................... 7
Ottmar Ette
Laudatio: Mario Vargas Llosa oder
die Praxis einer lebenswissenschaftlich ausgerichteten
Z/Yeratwrwissenschaft ............................................................................... 9
Mario Vargas Llosa
Lateinamerika von innen und außen.
Ansprache, gehalten in der Humboldt-Universität zu
Berlin aus Anlass der Verleihung der Ehrendoktorwürde
am 13. Oktober 2005 ............................................................................... 25
Stefan Rinke
Europa und Lateinamerika: Eine Geschichte zwischen
W elten........................................................................................................ 37
Janett Reinstädler
Sehnsucht nach dem Boulevard? Zur kolonialen
Selbstinszenierung im Theater von Martinique und
G uadeloupe................................................................................................. 69
Ligia Chiappini
Grenzkultur des MERCOSUR: die Macht der
Machtlosen.................................................................................................. 91
Albrecht Buschmann
Exil-Amerikas. Vom blinden Fleck in Luis Cemudas
Variaciones para Tema M exicano......................................................... 1256 Inhalt
Günther Maihold
Weder Strategie noch Partnerschaft? Die politischen
Beziehungen zwischen der Europäischen Union und den
Staaten Lateinamerikas/Karibik............................................................... 143
Autorinnen und Autoren 171