Papier im mittelalterlichen Europa: Herstellung und Gebrauch

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Die Zeit vom 11. bis 15. Jahrhundert wird in der Forschung als lang gestreckter Siegeszug des Papiers in Europa beschrieben. Als Konsens gilt, dass der neue Beschreibstoff angesichts seiner Preisvorteile und der Verfügbarkeit seiner Rohstoffe nicht nur das zuvor dominierende Pergament verdrängte, sondern auch die entscheidende Voraussetzung für den rapiden Anstieg an Schriftlichkeit im Spätmittelalter war. Für diese linearen Fortschrittsthesen fehlen jedoch weitgehend empirische Studien, welche die Ausbreitung des Papiergebrauchs in geographischer wie in sozialer Hinsicht nachvollziehen. Der vorliegende Sammelband thematisiert einerseits die mittelalterliche Papierproduktion und den europaweiten Handel mit der neuen Ware am Beispiel von ausgewählten Mühlenrevieren in Italien, Südwestdeutschland und Belgien. Andererseits rückt er die Frage nach der Papierverwendung und damit zugleich den jahrhundertelangen parallelen Gebrauch des älteren Pergaments ins Zentrum: Die Beiträge fokussieren Fallbeispiele sowohl aus dem Bereich der Administration als auch der Buchkultur. Neue Wege geht der Band mit der interdisziplinären Kooperation von Historikern, Buchwissenschaftlern, Archäologen, Archivaren, Restauratoren und Handpapiermachern.

Author(s): Carla Meyer, Sandra Schultz, Bernd Schneidmüller (Hrsg.)
Series: Schriftenreihe des Sonderforschungsbereichs 933. Materiale Textkulturen, 7
Publisher: Walter de Gruyter
Year: 2015

Language: German, English
Pages: VI+330
City: Berlin

Bernd Schneidmüller / Papier im mittelalterlichen Europa. Zur Einführung 1
Sandra Schultz und Johannes Follmer / Von Brillen, Knoten und Wassertropfen. Auf der Suche nach Herstellungsspuren in historischen Papieren am Beispiel von Archivalien des Stadtarchivs Ravensburg 11
Emanuela Di Stefano / European and Mediterranean perspectives on the paper produced in Camerino-Pioraco and Fabriano at the apogee of its medieval development (14th–15th century) 47
Inge Van Wegens / Paper consumption and the foundation of the first paper mills in the Low Countries, 13th–15th century. A status quaestionis 71
Erwin Frauenknecht / Papiermühlen in Württemberg. Forschungsansätze am Beispiel der Papiermühlen in Urach und Söflingen 93
Evamarie Bange / Wasserzeichen als Quelle zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte. Eine Studie am Beispiel der Luxemburger Kontenbücher 115
Thomas Klinke und Carla Meyer / Geknickt, zerrissen, abgegriffen. Gebrauchsspuren auf historischen Papieren und ihr kulturhistorischer Aussagewert 135
Franz-Josef Arlinghaus / Materialität und Differenzierung der Kommunikation. Zu Funktionen des Pergament- und Papiergebrauchs in der spätmittelalterlichen Ständegesellschaft 179
Hendrik van Huis / Papier- und Pergamentgebrauch in den Stadtbüchern von Greifswald 191
Heike Hawicks / Situativer Pergament- und Papiergebrauch im späten Mittelalter. Eine Fallstudie anhand der Bestände des Stadtarchivs Duisburg und des Universitätsarchivs Heidelberg 213
Paul Needham / Book Production on Paper and Vellum in the fourteenth and fifteenth centuries 247
Birgit Kata / Papier und Pappe im archäologischen Fundspektrum – Bemerkungen zu einer unterschätzten Quellengattung für die Alltagsgeschichte des Mittelalters und der Frühen Neuzeit 275
Claudia Märtl / Zusammenfassung 307
Abstracts 315
Authors 321
Susanne Quitmann und Paul W. Schweitzer-Martin / Namenregister 325