Der von den USA geführte Krieg gegen den Terrorismus befindet sich in
seinem 17. Jahr und bestimmt nun schon fünf Amtszeiten dreier höchst
unterschiedlicher Präsidenten. Ein Ende ist nicht in Sicht. Mit zunehmendem
zeitlichen Abstand zu den Terroranschlägen vom 11. September 2001
ist der anfängliche Schock nach und nach einer neuen Normalität gewichen,
und so scheint der Zeitpunkt geeignet für eine Bestandsaufnahme – wie sie
in der vorliegenden Studie erfolgt.
Ein zentrales Ergebnis ist dabei, dass der globale Krieg gegen den Terrorismus
nicht nur andauert, sondern dass es auch immer schwieriger wird, ihn
zu beenden. Was als geheimer Krieg begann, ist heute rechtlich und institutionell
fest in der amerikanischen Politik verankert.
Während europäische Staaten in den ersten Jahren nach dem 11. September
immer wieder deutliche Kritik an einigen zentralen Methoden des Anti-
Terror-Kampfes geübt haben, ist diese inzwischen weitgehend verstummt.
Inhaftierungen ohne Gerichtsurteil, gezielte Tötungen, anlasslose Überwachung
– all das wird zumindest toleriert, zum Teil sogar unterstützt.
Diese Entwicklung ist in mehrfacher Hinsicht problematisch. Zu ihren
Folgen gehören die systematische Aushöhlung von Menschen- und Bürgerrechten;
die Konzentration von Entscheidungsgewalt in den Händen der
Exekutive zu Lasten des Prinzips der Gewaltenteilung; ebenso der Ausbau
des nationalen Sicherheitsstaates. Da ein baldiges Ende des Krieges durch
einen Sieg unwahrscheinlich ist, stellt sich für die europäischen Regierungen
die Frage, ob sie den Kurs der USA weiter mittragen wollen.
Author(s): Johannes Thimm
Series: SWP Studie; 2018/16
Publisher: Stiftung Wissenschaft und Politik
Year: 2018
Language: German
Pages: 42
City: Berlin
Problemstellung und Schlussfolgerung
Einleitung: Kontinuität und Wandel im Kampf gegen den Terrorismus
Die Normalisierung des globalen Krieges gegen den Terrorismus
Eine Resolution als Ermächtigung für den Krieg gegen den Terrorismus
Entscheidungen im kleinen Kreis
Verdeckte Einsätze als Wesensmerkmal
Begrenzte Kurskorrekturen als Reaktion auf zunehmende Kritik
Die Evolution des Anti-Terror-Kampfs unter drei Präsidenten
Das Haft- und Verhörprogramm
Folter im Namen der Terrorismusbekämpfung
Entwicklung der Foltertechniken
Widerstand aus der Zivilgesellschaft und von den anderen Gewalten
Beendigung von Folter unter Obama
Anlasslose Überwachung von Kommunikation
Überblick über die gesetzlichen Grundlagen des Überwachungsregimes
Entwicklung der Praxis seit dem 11. September
Neue Debatte durch Snowden-Enthüllungen
Gezieltes Töten
Ursprünge und Entwicklung der Politik gezielter Tötung
Mehr Tötungen und mehr Transparenz
Erste Tendenzen unter Trump
Der nationale Sicherheitsstaat und die Macht der Exekutive
Expansion des nationalen Sicherheitsstaates nach 9/11
Ausnahmezustand
Geheimhaltung
Fallbeispiel: Der Kampf zwischen Senat und CIA über den Folterbericht
Straflosigkeit
Fazit: Die Kosten des Krieges
Abkürzungen
Literaturhinweise