Europa muss in zunehmendem Maße selbst Verantwortung für sein Wohl-ergehen und seine Sicherheit übernehmen. Die Debatte über die Stärkung der europäischen Handlungs- und Gestaltungsfähigkeit dreht sich um Begriffe wie den der strategischen Autonomie oder, vor allem in Frankreich, der europäischen Souveränität. Selten allerdings werden diese Begriffe definiert und wird erläutert, was politisch und praktisch verlangt ist.
Strategische Autonomie wird hier als die Fähigkeit definiert, eigene außen- und sicherheitspolitische Prioritäten zu setzen und Entscheidungen zu treffen, sowie die institutionellen, politischen und materiellen Voraussetzungen, um diese in Kooperation mit Dritten oder, falls nötig, eigenständig umzusetzen. Dieses Verständnis umfasst das gesamte Spektrum außen- und sicherheitspolitischen Handelns, nicht nur die verteidigungspolitische Dimension. Autonomie ist immer relativ. Politisch geht es um einen Zuwachs an Handlungsfähigkeit, also um einen Prozess, keinen absoluten Zustand. Autonomie bedeutet weder Autarkie noch Abschottung oder die Absage an Allianzen. Sie ist kein Selbstzweck, sondern Mittel, um die eigenen Werte und Interessen zu schützen und zu fördern.
Die Autorinnen und Autoren dieser Gemeinschaftsstudie bieten nicht nur eine Begriffsklärung. Sie erörtern auch, was Deutschland selbst und in Zusammenarbeit mit seinen europäischen Partnern tun muss, um ein Mehr an strategischer Autonomie zu erreichen. Mit welchen Schwierigkeiten und Zielkonflikten ist zu rechnen? Was ist notwendig, vordringlich und überhaupt machbar? Welche Ressourcen werden Deutschland und Europa auf-wenden müssen? Welchen roten Linien wird Deutschland im eigenen politischen Umfeld und bei seinen Partnern begegnen? Und bei welchen Fragen bleibt politischer Diskussionsbedarf?
Author(s): Barbara Lippert, Nicolai von Ondarza, Volker Perthes (eds.)
Series: SWP Studie; 2019/2
Publisher: Stiftung Wissenschaft und Politik
Year: 2019
Language: German
Pages: 48
City: Berlin
Tags: Europäische Union, Außenpolitik
5 Strategische Autonomie: Was es heißt und was zu besprechen ist
5 Begriffsklärungen
7 Relevanz und Zweck strategischer Autonomie
8 Worüber wir sprechen (müssen)
9 Die EU als Rahmen für strategische Autonomie
9 EU-interne Voraussetzungen für strategische Autonomisierung: Führung – Effizienz – Handlungsfähigkeit
12 Frankreich, der bedeutendste Partner Deutschlands
13 Großbritanniens Status und Sonderrolle
15 Legitimität
17 Handlungsfelder: Instrumente, Fähigkeiten, Ressourcen
17 Sicherheit und Diplomatie
17 Europa und die kollektive Verteidigung
19 Verteidigungspolitische Grauzonen
19 Die EU als Anbieter von Krisenmanagement
21 Die nukleare Frage
22 Zivile Fähigkeiten
22 Diplomatie und Aufklärung
23 Sanktionen
24 Rüstungskontrolle
25 Internationale Organisationen
26 Wirtschaft, Handel, Wettbewerbsfähigkeit
27 Binnenmarkt und Handel
27 Technologie
28 Energie
28 Euro-Währungsunion
30 Strategische Autonomie Europas in einer multipolaren Weltordnung
30 USA
32 China
33 Russland
34 Mittlere und aufstrebende Mächte
36 Schlussfolgerungen
42 Anhang
42 Abkürzungen
43 Die Autorinnen und Autoren