Die Theoretischen Grundlagen der Chinesischen Medizin: Das Entsprechungssystem

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Die chinesische Medizin definiert, wie alle eigenständig chinesische Wissenschaft, Daten nach dem induktivsynthetischen Erkenntnismodus. Die Induktivität entspricht einer logischen Verbindung zwischen zwei gleichzeitig an verschiedenen Raumorten gegebenen Wirkpositionen (wie umgekehrt die Kausalität einer logischen Verbindung zwischen zwei am gleichen Raumort zu verschiedenen Zeiten gegebenen Wirkpositionen entspricht). Mit anderen Worten, Wirkungen an verschiedenen räumlich getrennten, gleichzeitigen Positionen (Objekten), die sich gegenseitig bedingen, sind induktive Wirkungen. In den europäischen Wissenschaften hat der Induktivnexus vor der Entfaltung von Elektrodynamik und Atomphysik, die auf ihm allein fußen, nur in Protowissenschaften wie etwa der Astrologie eine untergeordnete Rolle gespielt. Dieser Umstand, nämlich daß auch der moderne Europäer als Produkt seiner mehr als zweitausendjährigen Geistesgeschichte noch immer gewohnt ist primär kausal (und nur sekundär induktiv) zu räsonieren, hat sich bis heute als größtes Hindernis für die adäquate Würdigung aller chinesischen Wissenschaft und so auch der chinesischen Medizin erwiesen. Für eine phänomenologische Darstellung der Materie spricht außer der persönlichen Disposition des Autors ein Moment, das ungleich schwerer wiegt als diese: Im Unterschied zu anderen Teilen der chinesischen Wissenschaftstradition ist die chinesische Medizin heute nicht historisches Petrefakt, sondern lebendige Wissenschaft. So schwer man dem interessierten Bemühen einer Anzahl westlicher Modeärzte um einen Seitenzweig der chinesischen Medizin, die Akupunktur, heute schon den Charakter der Wissenschaftlichkeit zuerkennen kann, so wenig ist einzusehen, daß eine therapeutische Wissenschaft, die sich durch mehr als 2000 Jahre bewährt hat und die inzwischen wieder für alle Chinesen - und damit für ein Viertel der Menschheit - zur alltäglichen geworden ist, auch künftighin ausschließlich dem chinesischen Kulturkreis vorbehalten bleiben soll. Anders gesagt, auch nichtchinesische Mediziner sollen die Möglichkeit erhalten, sich mit den Prämissen und Ergebnissen der chinesischen Heilkunde vertraut zu machen. Im Hinblick auf dieses Ziel erschien uns außer der sachgerechten Darstellung der chinesischen Lehren die Verwendung - was hier überwiegend gleichbedeutend ist mit der Entwicklung - einer präzisen europäischen Terminologie für die termini technici der chinesischen Medizin als Notwendigkeit. Diese europäische Terminologie wurde nach Regeln erstellt, die zur Orientierung des Benutzers der vorliegenden Arbeit näher erläutert seien. Vermerken wir schließlich, daß die vorliegende Arbeit ausschließlich auf chinesischen Quellen oder auf eigenen Vorarbeiten, die sich ihrerseits auf chinesische Quellen abstützen, fußt. Europäische Sekundärliteratur, auch wenn wir sie in bibliographischen Hinweisen erwähnen, hat sich nicht in irgendwelchen eigenen Ausführungen niedergeschlagen. Die chinesische Sekundärliteratur wurde hingegen, bei den einzelnen Kapiteln in unterschiedlichem, aus dem Apparat oder der Kapiteleinleitung deutlich ersichtlichem Maße, zur ersten Orientierung und ausnahmsweise auch zur Interpretation der Quellen herangezogen. In besonderer Weise gilt dies für das 4. Kapitel: Sinarteriologie, bei dem angesichts der gewaltigen Fülle von Ergebnissen und Arbeiten auf dem Gebiet der Akupunktur® eine stärkere Berücksichtigung der Sekundärliteratur den Überblick erleichtert hat, ohne daß dadurch der klassische Kern der Theorien an irgendeiner Stelle verdeckt wurde.

Author(s): Manfred Porkert
Publisher: Franz Steiner Verlag Gmbh
Year: 1973

Language: German
Commentary: scantailor + ocrmypdf
Pages: 332
City: Wiesbaden
Tags: sinologie;chinesische medizin

Die Theoretischen Grundlagen der Chinesischen Medizin
INHALTSVERZEICHNIS
EINFÜHRUNG
I. DIE ELEMENTAREN WERTKONVENTIONEN
A. Yin und Yang
1. Allgemeine und philologische Vorbemerkungen
2. Syntaktische Inflexion der Begriffe Yin und Yang
3. Der technische Bedeutungsumfang der Begriffe Yin und Yang
B. Die fünf Wandlungsphasen (Wu Hsing)
1. Historische und bibliographische Vorbemerkungen
2. Qualitative Definition der fünf Konventionalwerte
3. Sequenzen und medizintheoretische Anwendung der Wandlungsphasen
II. DIE WERTKONVENTIONEN MAKROKOSMISCHER DIMENSION: DIE PHASENENERGETIK
1. Allgemeine Vorbemerkungen
2. Historisches, Bibliographisches
3. Die Grundkonventionen der Phasenenergetik
4. Notation der Umlaufphasen (circuitus) unter Verwendung der Tonembleme
5. Die Koppelung (contactus) von Umlaufphasen und Energiekonstellationen (yün-ch’i hsiang-lin)
6. Empirische Inflexionen der Phasenenergetik
7. Die wissenschaftliche Problematik der phasenenergetischen Theorie
III. WERTKONVENTIONEN MIKROKOSMISCHER DIMENSION: I. Orbiskonographie (tsang-hsiang)
1. Allgemeine Vorbemerkungen
2. Historisches, Bibliographisches
3. Die Elemente der Orbisikonographie; Terminologie
4. Ikonographie der Orbes horreales
5. Ikonographie der Orbes aulıci
6. Die Para-Orbes (ch’i-heng chih fu)
7. Vergleichender Überblick über die Hauptfunktionen der Orbes
8. Formen der Energie (Energetik)
IV. WERTKONVENTIONEN MIKROKOSMISCHER DIMENSION II: SINARTERIOLOGIE (UND FORAMINOLOGIE)
Die Lehre von den Leitbahnen (und Reizpunkten)
1. Allgemeine Vorbemerkungen; Terminologie
2. Historisches, Bibliographısches
3. Allgemeine Charakteristik der Sinarterien
4. Die Zwölf Hauptleitbahnen (Cardinales, ching) und ihre Reizpunkte
5. Die Acht Unpaarigen Leitbahnen (CUhri-ching pa-mo, Cardinales impares)
6. Die Leitbahnzweige, (Sinarteriae) Paracardinales (ching-pieh)
7. Die Netzbahnen (Sınarteriae) Reticulares (luo-mo)
8. Die zwölf Muskelbahnen, (Sinarteriae) Nervocardınales (ching-chin)
9. Die Foraminologie (Lehre von den Reizpunkten) im allgemeinen
10. Die funktionellen Kategorien der Foramina cardınalia (ching-hsüeh)
BIBLIOGRAPHIE
I. Chinesische Quellen
Ii. Europäische Werke
REGISTER
1. Sachregister
a) deutsch
b) lateinisch
2. Zitate
3. Chinesische Sachwerte
a) Umschrift (Namen und chinesische Zeichen)
b) Chinesische Zeichen
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