Vergangenes verhandeln: Spätantike Statusdiskurse senatorischer Eliten in Gallien und Italien

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Untersuchungen zu Statusmerkmalen und Selbstverständnis spätrömischer senatorischer Eliten verzeichnen Konjunktur. Ebenso rückten im Zuge einer kulturhistorischen Wende Medien und Praktiken des kulturellen Gedächtnisses in den Fokus der Forschung. Blickt man hingegen auf die Folgefrage nach Vergangenheitsbezug, Elitenkommunikation und -konstitution, begegnen Konzepte wie Nostalgie, Kontingenzbewältigung oder Musealisierung. Doch das Metanarrativ eskapistischer nobiles in der 'Abendsonne der Antike' wird berechtigterweise post 1968 beständig bezweifelt. Ausgehend von jenen Voraussetzungen widmet sich diese Studie Vergangenheitsbezügen in gallo-römischen und italischen senatorischen Diskursen der Spätantike. Zuvorderst fragt Meurer, inwiefern Akteure auf historisches Bildungs- und Orientierungswissen rekurrierten, um sich damit zu positionieren. Auf Makroebene, aber vor allem anhand detaillierter Fallstudien vollzieht sie Strategien vergangenheitsbezogener Kommunikation nach. Ferner werden allgemein Aushandlungsprozesse um senatorische Statusgrundlagen skizziert. Mit Blick auf aktuelle Diskussionen um regionale Differenzierung problematisiert die Studie zudem die Abhängigkeit derartiger Diskurse von politischen Handlungsspielräumen.

Author(s): Tabea L. Meurer
Series: Millennium-Studien / Millennium Studies, 79
Publisher: Walter de Gruyter
Year: 2019

Language: German
Pages: 430
City: Berlin

1. Einführung | 1
1.1 Fachhistorische Vorbemerkungen | 3
1.1.1 Das Narrativ spätrömisch-senatorischer Nostalgie und seine Revision | 3
1.1.2 Perspektive und Positionierung der Studie | 8
1.2 Methodisch-inhaltliche Vorbemerkungen | 11
1.2.1 Relevanz historischer Bildung und Orientierung in der Spätantike | 11
1.2.2 Spätantike senatorische Eliten zwischen Standesordnung und Mehrdeutigkeit | 25
1.2.3 Synthese und Operationalisierung | 38
1.3 Strukturelle Vorbemerkungen | 41
1.3.1 Rahmenbedingungen des Untersuchungszeitraums | 41
1.3.2 Argumentativer Aufbau und Quellenauswahl | 46
2. Ökonomie historisch fundierter Kommunikation im weströmischen Kontext | 50
2.1 Das Wechselspiel von Desintegration und Semantiken historischer Fundierung | 56
2.1.1 Bewahrer, Befreier und beste Kaiser – Restitution und Rückbezüge als kaiserlich-senatorische Kommunikationsmuster | 56
2.1.2 Historisch fundierte Konsensfassaden im stadtrömischen Raum: Das 'forum Romanum' und das 'forum Traianum' | 96
2.1.3 Ergebnisse | 114
2.2 Was zum Senatorenrang gehört? Ahnen und Altertümer als Güter innerhalb eines Aushandlungsprozesses | 116
2.2.1 Zwischen Bildung und Erbe: Strategien historisch fundierter Distinktion | 118
2.2.2 Christus statt Cato folgen: Konzeption einer christlich-asketischen 'nobilitas' | 144
2.2.3 Ergebnisse | 160
3. Distinktion durch Geschichte bei Sidonius und seinem Kreis? | 164
3.1 Soziokulturelle Einordnung | 167
3.1.1 'Virtuelle Statuen': Literarisch-diskursive Selbstverortung bei Sidonius | 170
3.1.2 Werkübersicht und Adressatenkreis | 171
3.2 So gut wie die Alten? Politische Dimensionen panegyrischer Dichtung | 175
3.2.1 (Nur) Lob für Bildungswissen im Panegyrikus auf Anthemius | 177
3.2.2 Herrscher fördern und fordern mittels Semantiken historischer Fundierung | 181
3.2.3 Das diskursive Potential panegyrischer Vergangenheitsbezüge | 190
3.3 Vergangenheitsbezogenes Einschreiben unter gallo-römische 'nobiles' | 191
3.3.1 Ein exklusiver Kreis: Sidonius inmitten historisch gelehrter Müßiggänger | 192
3.3.2 Es mahnen die Ahnen: Historische Fundierung eines Gleichgewichts zwischen 'otium' und 'negotium' | 200
3.3.3 Nunmehr stille Distinktion: Historisches Bildungswissen bei Ruricius | 209
3.4 Wie Cicero leiden: Performative Verkörperung einer historischen Leitfigur | 215
3.4.1 Von der kollektiven Leit- zur exklusiven Leidensfigur | 219
3.4.2 Muße nicht mehr möglich? Mehrdeutigkeit des Cicero-Modells nach 475 | 227
3.5 Die Rolle des Bischofs: Modifikation der diskursiven Selbstverortung | 232
3.5.1 Ein Zeitstufenmodell senatorischer Lebensentwürfe | 235
3.5.2 Annäherung an asketische Autoritäten | 240
3.5.3 Abgrenzung im Alter: Sidoniusʼ Selbstbild nach 475 | 246
3.6 Ergebnisse | 248
4. Vergangenes verhandeln im Umfeld des Ennodius | 254
4.1 Soziokulturelle Einordnung | 257
4.1.1 Eckdaten zu den äußeren Lebensumständen | 257
4.1.2 Ein Diakon am Scheideweg: Selbstverortung im Eucharisticon | 259
4.1.3 Charakteristika des literarischen Werks und kommunikative Kontextualisierung | 262
4.2 'Keine angestaubten Mahnmale vor Augen': Relativierung von Herkunftsstolz und historischem Wissen bei Ennodius | 268
4.2.1 Ein strenger Mahner und Erzieher junger 'nobiles' | 270
4.2.2 Habituelles Annähern und Distanzieren gegenüber senatorischen Amtsträgern | 295
4.3 Historische Fundierung als Argument im (kirchen-)politischen Kontext | 310
4.3.1 Goldene Gegenwart? Geschichts- und Gesellschaftsdiskurs im Papstschisma | 312
4.3.2 Den 'princeps' preisen: Theoderich-Bilder bei Ennodius | 326
4.4 Ergebnisse | 344
5 Ergebnisse | 350
Quellen- und Literaturverzeichnis | 361
Indices | 395