Proliferation jenseits von Gegnern und Rivalen : Optionen für die deutsche Nichtverbreitungspolitik gegenüber Saudi-Arabien

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∎ Solange der Atomkonflikt mit Iran nicht nachhaltig gelöst ist, besteht die Gefahr, dass Saudi-Arabien ein eigenes Programm zum Bau von Kernwaffen startet. Das iranische Nuklearabkommen von 2015 wieder-herzustellen und voll umzusetzen, würde den Proliferationsdruck auf Riad aber allein nicht beseitigen, sondern nur vorübergehend senken. ∎ Um die Proliferationsgefahr in der Region einzuhegen, sollten die deut-schen und europäischen Anstrengungen zur Rettung des Atomabkom-mens mit Teheran daher ergänzt werden um gezielte Nichtverbreitungs-bemühungen gegenüber Saudi-Arabien. Das ist bisher nicht der Fall. ∎ Der jetzige Zeitpunkt ist für eine solche Nichtverbreitungspolitik günstig. Im Moment verfügt Saudi-Arabien noch nicht über Anlagen zur Produk-tion des Spaltmaterials, das für Kernwaffen benutzt werden kann: hoch-angereichertes Uran oder Plutonium. Künftig möchte Riad aber Uran anreichern. ∎ Deutschland und Europa stehen mit ihren Nichtverbreitungsbemühun-gen im Hinblick auf Riad vor der Herausforderung, dass es sich bei dem Königreich um einen »Frenemy« handelt, mit dem westliche Regierungen eng kooperieren. Dies hat zur Folge, dass weichere nichtverbreitungs-politische Instrumente zum Einsatz kommen müssen als etwa bei Nord-korea oder Iran. ∎ Zu jenen weicheren Optionen, die beim Einhegen saudischer Proliferation erfolgreich sein könnten, zählen Maßnahmen zur militärischen Rück-versicherung, eine an Bedingungen geknüpfte Kooperation bei der Kern-kraftnutzung, die Verweigerung proliferationsrelevanter Technologien, die Ausübung diplomatischen Drucks und die glaubwürdige Androhung von Sanktionen. ∎ Wenn Deutschland dazu beitragen will, einer Atomrüstung in Saudi-Arabien entgegenzuwirken, muss es aktiver und systematischer vorgehen. Die Bundesregierung sollte mit ihren engsten Partnern ein konkretes Nichtverbreitungsziel formulieren und bald damit beginnen, es zu ver-folgen, damit die weichen Instrumente wirken können. Zudem sollte der Fokus darauf liegen, Einflussmöglichkeiten auf Riad zu maximieren und keineswegs weiter zu beschneiden.

Author(s): Jonas Schneider
Series: SWP Studie; 2021/21
Publisher: Stiftung Wissenschaft und Politik
Year: 2021

Language: German
Pages: 42
City: Berlin
Tags: Deutschland, Saudi-Arabien, deutsch-saudi-arabische Beziehungen, Non-Proliferation, Nukleartechnik

5 Problemstellung und Empfehlungen
7 Der politische Kontext der Proliferationsrisiken
7 Die Proliferationskrise im Iran
8 Trumps Umgang mit Allianzen
9 Der relative Rückzug der USA
10 Zentralisierung der Macht im Inneren
12 Saudi-Arabiens Nuklearprogramm
12 Technologische Fähigkeiten
14 Politische Absichten
15 Worin besteht Deutschlands Interesse?
16 Spezifische Begrenzungen für die Nichtverbreitungspolitik gegenüber Saudi-Arabien
16 Der Zielkonflikt
17 Das einsetzbare Instrumentarium
18 Die diplomatische Vorgehensweise
19 Nichtverbreitungsförderliche Bedingungen
21 Ansätze für eine Einflussnahme
21 Militärische Rückversicherung
23 Regionale Stigmatisierung von Kernwaffen
24 Konditionale zivile Nuklearkooperation
27 Koordinierte Technologieverweigerung
30 Diplomatischer Druck
31 Androhung von Sanktionen
36 Schlussfolgerungen
36 Prioritäten
37 Handlungsempfehlungen
39 Abkürzungen