Schriftordnungen im Wandel: Produktions-, Gebrauchs- und Aufbewahrungspraktiken von klösterlichem Schriftgut in Königsfelden (1300-1600)

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Klöster gelten als wichtige Produzenten und Konsumenten von Schrift im Mittelalter. Im Kloster Königsfelden, 1309 durch die Habsburger gegründet, war der Schriftgebrauch von Beginn an zentral: sei es für den geistlichen Betrieb der beiden Konvente der Klarissen und Franziskaner, für die Verwaltung der zahlreichen Güter, oder aber zur Demonstration von Ordnungsmacht, wie sie die Stifterin Agnes von Ungarn durch Schriftstücke vornahm. Aufgrund der sich wandelnden Einflüsse von außen veränderte sich das schriftliche Ordnungssystem im Kloster: Mithilfe von Abschriftensammlungen und durch Dorsualnotizen rückten Dokumente in neuen Kontext und wurden zu Vermittlern von Rechtsansprüchen. Im Zuge der Reformation und der Auflösung des Klosters verfolgte Bern schließlich mit der erstmaligen Zusammenführung des Bestandes eine Neuordnung des Schriftguts, um sich als Nachfolger Habsburgs historisch zu legitimieren. Auf der Grundlage von mehr als 1'000 Dokumenten und der Anwendung digitaler Methoden analysiert die Studie, wie sich Schriftordnungen in der Institution Königsfelden über 300 Jahre hinweg wandelten: Ordnungsstrukturen folgten dabei nicht zwangsläufig einer Logik der Optimierung, vielmehr wurden sie überformt und den jeweiligen aktuellen Gegebenheiten angepasst.

Author(s): Tobias Hodel
Series: Spätmittelalterstudien, 7
Publisher: UVK Verlagsgesellschaft
Year: 2020

Language: German
Pages: 318
City: Konstanz

1. Einleitung – Ansätze und Fragen 13
1.1 Schrift und Geschichtswissenschaft 14
1.2 Aufbau undMethoden 24
1.3 Königsfelden, zwei Klöster – eine Institution 27
1.4 Abgrenzungen, Definitionen undMaterialien 34
2. Produzieren: Schriftproduzenten und Schriftproduktion 39
2.1 Agnes von Ungarn in Königsfelden 59
2.2 Äbtissin und Hofmeister lenken das Kloster im 15. Jahrhundert 81
2.3 Die Reformation: Die Übernahme der Herrschaft durch Bern 97
2.4 Produktion von Schriftgut von und für die Institution Königsfelden – Fazit 106
3. Annotieren: Die Rückseite der Dokumente 109
3.1 Die Rückseite der Urkunde 113
3.2 Dorsualschichten zur Bündelung von Dokumenten 123
3.3 Registratur, Ökonomisierung und Herrschaft 151
3.4 Rollen von Dorsualnotizen in Königsfelden – Fazit 167
4. Abschreiben: Ordnen durch Kopieren 171
4.1 Das erste Kopialbuch 174
4.2 Einzelblattkopien: Copies figurées 190
4.3 Ein Kopialbuch und Dorsualnotizen für die Franziskaner 195
4.4 Bodenzins- und Rechnungshefte im 15. Jahrhundert 204
4.5 Kopieren und Herrschen im 15. und 16. Jahrhundert 212
4.6 Kopieren und Kopialbücher – Fazit 226
5. Aufbewahren: Verwalten und Behalten 229
5.1 Habsburgisches Aufbewahren in den Vorlanden im 14. Jahrhundert 235
5.2 Rückvermerke, Urkundenverzeichnis und Archivladen 238
5.3 Abtransport von Dokumenten 247
5.4 Ein Archiv in Bern (1570) 254
5.5 DerWeg zum herrschaftlichen Archiv – Fazit 261
6. Schluss 265
7. Quellen- und Literaturverzeichnis 275
Abbildungsverzeichnis 315
Tabellenverzeichnis