Das Bild, das sich kommende Generationen von der Wikingerzeit in West- und Mitteleuropa machen sollten, wurde maßgeblich von den zeitgenössischen christlichen Geschichtsschreibern geprägt, die in ihren Werken ihrem Entsetzen über die aus Skandinavien kommenden Räuber und Plünderer Ausdruck verliehen. Als völlig unberechenbar, fremd und zutiefst feindselig erschienen die paganen Nachbarn im Norden vielen geistlichen Historiographen und Annalisten. Nichtsdestotrotz kam es im Verlauf des Frühmittelalters zu einer fortschreitenden Akkulturation Skandinaviens in das christliche Europa, was voraussetzt, dass trotz aller Feindschaft und Fremdheit verbindliche Kommunikation in der Konfliktführung und im Prozess diplomatischer Annäherung zwischen europäischen Christen und Skandinaviern möglich war. Die vorliegende Studie zeigt die Bandbreite dieser Kommunikation auf und geht der Frage nach ihren Spielregeln und Agenten nach.
Author(s): Christina Brandherm-Laukötter
Series: Wissenschaftliche Schriften der WWU Münster, Reihe X, 20
Publisher: Verlagshaus Monsenstein und Vannerdat
Year: 2015
Language: German
Pages: 514
City: Münster
I. Einleitung 1
1. Thema und Fragestellung 1
2. Quellenlage 9
3. Forschungslage 11
4. Aufbau und Gliederung 16
II. Begriffliche und theoretische Vorüberlegungen 21
1. Der Europabegriff 21
2. Interkulturelle Kommunikation 31
3. Der Spielregel-Begriff 39
III. Politische und diplomatische Kontakte 47
1. Kommunikation im Konflikt – Akte der Eskalation 47
1.1. Spott und Hohn als Mittel der konfliktverschärfenden Kommunikation 47
1.2. Sakrilege – gezielter Bruch der christlichen Normen? 55
1.3. Tötung und Misshandlung von Gesandten und Gefangenen 63
2. Kommunikation der Verständigung 77
2.1. Die Rolle von Gesandtschaften für die Kontaktaufnahme 77
2.2. Rituale des Friedensschlusses 97
2.3. Die Herstellung (pseudo-)verwandtschaftlicher Beziehungen 114
2.4. Indienstnahme und Belehnung als Mittel der Integration in den Personenverband 183
3. Die Rolle 'kultureller Grenzgänger' in Konflikt und Verständigung 205
3.1. 'Europäisierte' Skandinavier als Vermittler und Berater 205
3.2. Kollaboration „abtrünniger“ Christen mit den Wikingern 216
4. Zwischenfazit 227
IV. Kontakte bei missionarischen Aktivitäten 231
1. Mission als Konfliktherd: Konfrontative Missionspraktiken und pagane Reaktion 231
1.1. Störung paganer Rituale und Missachtung paganer Regeln im Rahmen der Tatmission 231
1.2. Gewalttätiger Umgang mit Missionaren 250
2. Diplomatische Missionsstrategien 282
2.1. Strategien zur Bildung und Erhaltung sozialer Netzwerke 282
2.2. Gottesurteile, Machtproben und christliche Prachtentfaltung 299
3. Die Rolle 'kultureller Grenzgänger' beim Religionswechsel 323
4. Zwischenfazit 330
V. Der innergesellschaftliche Umgang mit divergenten Spielregeln im Prozess der Christianisierung Skandinaviens 337
1. Legitimationsprobleme christianisierter Herrscher im vorchristlichen Skandinavien 337
1.1. Sakrales Königtum und herrscherliche Pflichten 337
1.2. Hakon der Gute in Norwegen 351
1.3. Olaf Skötkonung und Inge I. in Schweden 366
2. Religiöser Pluralismus als empfundene Bedrohung des gesellschaftlichen Zusammenhalts 383
2.1. Gesellschaftliche Probleme religiöser 'Außenseiter' in Skandinavien 383
2.2. Die Christianisierung Islands – Ein Lösungsansatz für das empfundene Problem des religiösen Pluralismus 389
3. Zwischenfazit 402
VI. Fazit 408
Anhang 416
Abbildungsverzeichnis 420
Quellen- und Literaturverzeichnis 421
Register der Namen und Orte 494