Die Prosopographia Imperii Romani (PIR), das Standardwerk für die Personenkunde der römischen Kaiserzeit, wurde von Mommsen begründet und erstmal 1897/98 publiziert. Die zweite Auflage wurde seit 1926 erarbeitet, allerdings erst im Jahr 2015 nach mehr als 90 Jahren abgeschlossen - in Folge der wechselvollen deutschen Geschichte. Im Oktober 2016 markierte ein Kolloquium diesen Abschluss. Die Texte, die dabei vorgetragen wurden, werden hier publiziert. Zum einen wird die Entstehung der PIR von der ersten Auflage an beschrieben. Die Arbeit an der 2. Auflage war in großem Ausmaß von den beteiligten Personen bestimmt: zum einen durch die NS-Politik gegenüber "nicht-arischen" Wissenschaftlern, zum anderen durch die wissenschaftspolitischen Vorgaben der DDR. Diese Darstellung ist größtenteils aus den Archiven der Berlin-Brandenburgischen Akademie erarbeitet. Ferner werden exemplarisch die Möglichkeiten und Grenzen der Prosopographie an ausgewählten Beispielen erläutert und als wissenschaftliche Methode überprüft. Der Blick auf ein mögliche neue Prosopographia wird insbesondere unter dem Aspekt der elektronischen Erschließung großer Datenmengen erörtert und zukünftige Möglichkeiten anhand der Informationen über Personen vorgestellt.
Author(s): Werner Eck, Matthäus Heil
Publisher: Walter de Gruyter GmbH
Year: 2017
Language: German
Pages: VIII+260
Prosopographie des Römischen Kaiserreichs: Ertrag und Perspektiven
Vorwort
Inhalt
Werner Eck: Die PIR im Spiegel der beteiligten Personen. Geschichte eines Langzeitunternehmens an der Berliner Akademie 141 Jahre nach dessen Beginn
I. Die Erarbeitung der 1. Auflage, 1874–1898.
II. Die Arbeit an den »Beamtenlisten« und das Problem der Addenda, 1897 – 1925/6.
III. Vom Entschluss zur Erarbeitung einer 2. Auflage bis zur Entlassung von Groag und Stein, 1925/6–1938.
IV. Von der Entlassung Groags und Steins bis zur Wiederaufnahme der Arbeit 1947.
V. Die PIR nach dem 2. Weltkrieg und an der Akademie der DDR, 1947–1990.
VI. Die Vollendung der PIR an der BBAW, 1990–2015
John Scheid: Die Träger der paganen Kulte im Imperium Romanum. Nutzen und Defizite der prosopographischen Methode
Olli Salomies: Die Bedeutung der Onomastik für die Rekonstruktion von Genealogien in Rom
François Chausson: Empereurs et sénateurs aux IIe–IIIe siècles: quelques remarques sur des réseaux de parenté
Réseaux et Sénat
Composition et continuité du Sénat au IIIe siècle
Epilogue: la mémoire sénatoriale du IIIe siècle au IVe siècle
Peter Scholz: Gute und in jeder Hinsicht vortreffliche Männer. Überlegungen zur Funktion und Bedeutung der paideia für die städtischen Führungsschichten im kaiserzeitlichen Kleinasien
1. Historische Voraussetzungen und institutionelle Rahmenbedingungen der Bildung im kaiserzeitlichen Kleinasien
2. Die Erziehung zu allseits gebildeten Männern (πεπαιδευμένοι)
3. Das Leben der »gebildeten Männer« nach der Schulbildung
4. Schlussbetrachtung – Der ostentative Verweis auf die persönliche paideia als Distinktionsmerkmal innerhalb der Oberschicht
Literaturverzeichnis
Armin & Peter Eich: Sagalassos – Die Entwicklung einer städtischen Gesellschaft unter römischem Einfluss, ihre Ritter und Senatoren. Eine Momentaufnahme
1. Historische Skizze: Von den Anfängen bis zum ersten (belegten) römischen Ritter
2. In Sagalassos belegte Ritter – Ritter aus Sagalassos?
3. Die in der sogenannten Neon-Bibliothek geehrten Personen
a) Das Gebäude
b) Die Inschriften
c) Die Datierung
4. Romnah – kaisernah?
5. Das dritte Jahrhundert und die Probleme der Überlieferung
6. Mitglieder des höchsten ordo aus Sagalassos
Fazit
Matthäus Heil: Eine digitale Prosopographie der Führungsschichten des kaiserzeitlichen Imperium Romanum (Senatorenstand – ordo decurionum): Ihre strukturellen Notwendigkeiten
1. Prosopographie zwischen Buch und Internet
2. Nachträge oder Neubeginn?
3. Elitenprosopographie
4. Reichsaristokratie und lokale Eliten
5. Was heißt ›Person‹?
6. Datenbank-Systeme
7. Datensätze
8. Sprache
9. Organisatorische Erfordernisse
Marietta Horster: Perspektiven prosopographischer Arbeit
Moderne Historiographie
Prosopographische Konjunkturen
Neue Präsentationsformen und Medien
Bibliographie