2001.
AbstractVerbalformen der Kategorie Progressiv stellen eine als einheitlich wahrgenommene Situation, die hinsichtlich ihrer zeitlichen Referenz einfach oder mehrfach fokussiert wird, als unabgeschlossen und somit aus der Innenperspektive dar. Im Deutschen und im Niederländischen stehen für diese Funktion, anders als im Englischen, wo es eine stark grammatikalisierte Progressivform gibt, neben lexikalischen Mitteln mehrere periphrastische Konstruktionen zur Verfügung, die unterschiedliche Grade der Grammatikalisierung aufweisen und zum größten Teil für solche Formen universell typischen Bildungsmustern entsprechen. Neben präpositional gebildeten treten im Niederländischen auch mit Positionsverb als Auxiliar gebildete Konstruktionen auf. Darüber hinaus gibt es sowohl im Deutschen als auch im Niederländischen je eine Konstruktion, die sich keinem Bildungstyp eindeutig zuordnen läßt. Eine in vielen Fällen ähnliche Bedeutung weist der sogenannte Absentiv auf, dessen primäre Funktion es jedoch ist, die Abwesenheit des Subjekts vom deiktischen Zentrum zum Referenzzeitpunkt anzuzeigen. Alle diese Konstruktionen werden in der vorliegenden Arbeit hinsichtlich des Auftretens in der geschriebenen und der gesprochenen Sprache, ihres syntaktischen Verhaltens, der Verwendung mit verschiedenen Verbalklassen und der Kombinierbarkeit mit anderen grammatischen Kategorien untersucht. Dabei wird sich zeigen, daß neben den bei den verschiedenen Konstruktionen unterschiedlich ausgeprägten Restriktionen z.T. auch relativ deutliche komplementäre funktionale Verteilungen vorliegen.