Mit Beiträgen von Christoph Brombacher, Elsbeth Büttiker-Schumacher, Andreas Cueni, Susanne Frey-Kupper und Susi Ulrich-Bochsler.
Im Jahr 1991 wurden am Keltenweg 52 Bestattungen (44 Brandgräber, 8 Körperbestattungen) dokumentiert. Östlich davon – in der Römermatte – kamen im Jahr 2000 mindestens 19 weitere, stark erodierte Brandgräber zum Vorschein. Der Bereich dazwischen wurde beim Bau der Bahn (1863) und der Autostrasse (1955) weggebaggert. Aufgrund des Knochenmaterials können 49 Erwachsene und sechs Kinder sowie 21 Männer und 18 Frauen identifiziert werden. Die Gräber am Keltenweg wurden unmittelbar nach ihrem Bau schubweise mit Erosionsmaterial vom Hang langsam zugeschüttet; sie präsentieren sich deshalb in ausgezeichnetem Erhaltungszustand.
Die Bestattungen lassen sich zeitlich in sieben aufeinander folgende Grabhorizonte und topographisch in vier verschiedene Grabgruppen aufteilen. Der Leichenbrand der Brandbestattungen lag in einem Holzkistchen unter einem kleinen Grabhügel, der mit einem Gräbchen begrenzt war. In einem Fall bestand die Begrenzung aus einer viereckigen Mauer. Auf den Grabhügeln standen wohl vielfach Grabzeichen – wahrscheinlich Holzbretter – mit der Grabinschrift. Die meistens sehr beigabenreichen Gräber wurden zwischen dem letzten Viertel des 1. und dem Anfang des 2. Jahrhunderts n. Chr. angelegt. Neben Keramik- und Glasgefässen fanden sich häufig auch Münzen als Fährlohn. Den Toten wurden vielfach ganze Geschirrsätze ins Grab mitgegeben. Diese bestehen meistens aus Tellern und Tassen der Tischkeramik (Terra Sigillata und lokale Imitationen dieser Ware). Die frühen Bestatteten trugen als Trachtbestandteile häufig Fibeln, bei den späteren gehörte oft eine Lampe zur Grabausstattung. Einer Verstorbenen vom Keltenweg wurden sogar vier Terrakotten mit religiöser Bedeutung ins Grab mitgegeben. Es handelt sich dabei um ein Ehepaar, einen Hirsch, einen Widder und einen Hund. In einem Grab der Römermatte lag als fünftes Terrakottagefäss ein Hase. Die Grabgruppen stellen vermutlich Familiengruppen dar. In der südöstlichsten Grabgruppe C sind nach Ausweis der Grabbeigaben wohl Mitglieder der lokalen Töpferfamilie des MACRINVS begraben.
Author(s): René Bacher
Series: Schriftenreihe der Erziehungsdirektion des Kantons Bern. Petinesca, 3
Publisher: Archäologischer Dienst des Kantons Bern
Year: 2006
Language: German
Pages: 244
City: Bern
Vorwort (Cynthia Dunning) 7
1. Einleitung 9
2. Befunde 11
3. Grabbau 21
4. Anthropologie 29
5. Grabbeigaben 33
6. Münzen 55
7. Archäozoologie und Archäobotanik 65
8. Datierung 71
9. Grabgruppen 79
10. Vergleich 91
11. Zusammenfassung / Résumé / Summary 99
12. Literatur 107
13. Katalog und Tafeln 113
Abbildungsnachweis 243