Die vorliegende Studie fragt nach dem Selbstverständnis der gallo-römischen Oberschicht in der zweiten Hälfte des 5. bis zum Ende des 6. Jahrhunderts. In dieser Zeit der Neuordnung Galliens zwischen 'Imperium Romanum' und der Bildung der Reiche der Visigoten, Burgunder und Franken gingen alte Gewissheiten verloren und neue entstanden, die Verfügungsmacht über materielle und immaterielle Ressourcen wechselte, Vorstellungen und Wahrnehmungsmuster änderten sich. Diese Dynamik spiegelt sich auch in der Veränderung des kulturellen, sozialen und politischen Wissens über die eigene gesellschaftliche Gruppe wider. Die römische Oberschicht Galliens erscheint trotz der Umwälzungen jedoch keineswegs rückwärtsgewandt oder konservativ. Vielmehr zeigten sich schon die epistolographischen Übergangsrömer des 5. Jahrhunderts pragmatisch in Bezug auf ihr Selbstverständnis, das im Verlauf der Untersuchungszeit hybride Formen annahm und schließlich lediglich latent weiterexistierte. Bei diesem Prozess wurde die 'romanitas' von der Oberschicht zunehmend nicht mehr als ethnisch konnotiert wahrgenommen oder im historischen Diskursraum auf diese Weise dargestellt.
Author(s): Hendrik Hess
Series: Ergänzungsbände zum Reallexikon der Germanischen Altertumskunde, 111
Publisher: Walter de Gruyter
Year: 2019
Language: German
Pages: 240
City: Berlin
Vorwort v
1. Einleitung 1
2. Die römische Oberschicht Galliens in Briefen und Briefsammlungen zwischen "Imperium Romanum" und "regna": Sidonius, Ruricius, Avitus 27
3. Zwischenräume 118
4. Fragmentierter Raum: Venantius Fortunatus' Dichtung und Gregors von Tours "Libri Historiarum Decem" 131
5. Ausblick 176
6. Zusammenfassung 180
Abkürzungsverzeichnis 184
Quellenverzeichnis 185
Literaturverzeichnis 188
Stellenregister 222
Orts- und Personenregister 228