Die Awaren - Ein Steppenvolk in Mitteleuropa 567-822 n. Chr.

VORWORT Im Jahre 1961 hat Reinhard Wenskus in seinem Buch „Stammesbildung und Verfassung“ beispielhaft gezeigt, wie eine Erforschung der germanischen Völker - er vermied den Volksbegriff und sprach von gentes — methodisch korrekt und wirklichkeitsnahe zu erfolgen habe. Die Probe aufs Exempel wurde 1979 mit der „Geschichte der Goten“ unternommen, im selben Jahr aber auch versucht, die ethnogenetische Betrachtungsweise auf ein nıchtgermanisches Volk, nämlich die karantanıschen Alpenslawen anzuwenden. Die „Goten“ wıe der Kommentar zur „Conrversio Bagoarıorum et Carantanorum“ wurden von den Rezensenten wie den Lesern sehr gut aufgenommen. Die „Geschichte der Goten“ wurde 1985 ins Italienische und 1988 ıns Amerikanische übersetzt; sie soll spätestens 1989 ın einer dritten, völlig überarbeiteten deutschen Auflage erscheinen. Aus den ge- nannten Gründen lag es daher nahe, mit der Gotengeschichte eine Reihe unter dem Titel „Frühe Völker“ zu eröffnen, die aber erst mit Walter Pohls „Die Awaren“ Gestalt annımmt. Der Autor hat sich seit mehr als zehn Jahren mit den frühmittelalterlichen Völkern des Karpatenraums beschäftigt und darüber zahl- reiche Arbeiten veröffentlicht. Nun bringt er eine Darstellung der europäischen Awarengeschichte, wofür es kein Vorbild gibt. Er schreibt diese Geschichte als Historiker unter Anwendung der ethnogenetischen Methode, wobei er die Ergeb- nisse der Nachbardisziplinen Archäologie und Philologie zwar nicht außer Acht läßt, aber die Gefahren einer „vermischten Argumentation“ zu vermeiden trach- tet. Daß er sich dabei auf Gebiete vorwagen muß, deren Forschungsstand noch stark den überkommenen etatistischen, wenn nicht nationalıstischen Auffassun- gen verbunden ist, erhöht ganz außerordentlich den Wert dieser Pionierleistung.