Mit einem Exkurs von S. A. Birnbaum.
Vor rund hundert Jahren wies von der Hagen in einem Berliner Akademievortrag auf die Bedeutung der Volksliteratur der Juden für die mittelalterliche Literaturgeschichte hin. Der Zusammenhang und die gegenseitige Beeinflussung zwischen der hebräischen und volkssprachlichen Literatur der Juden einerseits und den europäischen Literaturen des Mittelalters andererseits ist jedoch ein Thema, dessen Behandlung die Vorkenntnisse eines Hebraisten und Mediaevisten erfordert, wie sie im neunzehnten Jahrhundert M. Steinschneider oder H. Benfey besaßen, die heute aber den meisten Germanisten fehlt. Nun hat aber die Entdeckung einer in hebräischen Buchstaben geschriebenen Handschrift der Cambridger Universitätsbibliothek, die einige jüdische religiöse und didaktische Gedichte sowie ein strophisches Gedicht mit dem Titel 'Dukus Horant' in mittelhochdeutschem Dialekt enthält, die Aufmerksamkeit der Germanisten wieder auf diese jüdische Volksliteratur gelenkt, denn schon der Titel 'Dukus Horant' läßt an Zusammenhänge mit der mittelhochdeutschen 'Kudrun' denken, von der wir ja nur ein einziges Manuskript besitzen, und deren Vorgeschichte auch heute noch weitgehend im Dunkel bleibt. Ob und wie sich das neuentdeckte Gedicht hier einordnen läßt, ist eine der vielen Fragen, vor die uns das Cambridger Manuskript, dessen eigene Herkunft rätselhaft genug ist, stellt.
Author(s): Peter F. Ganz, Frederick Norman, Werner Schwarz (Hrsg.)
Series: Altdeutsche Textbibliothek, Ergänzungsreihe, 2
Publisher: Max Niemeyer Verlag
Year: 1964
Language: German
Pages: 242
City: Tübingen
Vorwort
Inhalt
Abkürzungen
Bibliographie
Einleitung
Die Schrift
Lautstand
Die sagen- und literargeschichtlichen Probleme
Dukus Horant
Anmerkungen