Zu Beginn des 11. Jahrhunderts konnte wohl niemand den epochalen Konflikt zwischen den Exponenten der geistlichen und weltlichen Herrschaft voraussehen. Unterstützten doch beide Seiten die Reformbestrebungen von Klerikern und Mönchen, die Kirche von schädlichen weltlichen Einflüssen zu befreien. Als jedoch Papst Gregor VII. dem deutschen König Heinrich IV. sein angestammtes Herrschaftsrecht absprach, die Bischöfe seines Reiches zu bestimmen und durch die Übergabe von Ring und Stab in ihr geistliches Amt und den damit verbundenen weltlichen Besitz einzuführen, kam es zum Streit. Der König betrieb 1076 die Absetzung des Papstes. Gregor reagierte, indem er Heinrich seinerseits absetzte und den Kirchenbann über ihn verhängte. In diesem Moment witterte die Fürstenopposition im Reich ihre Chance, sich des umstrittenen Machthabers zu entledigen. Im Bußgang nach Canossa sah Heinrich 1077 die letzte Möglichkeit, sein Königtum zu retten. Doch war dieser dramatische Schritt erst der Auftakt einer fast 50 Jahre dauernden, auch andere europäische Länder erfassenden Kontroverse, bis es 1122 mit dem Wormser Konkordat zu einer Einigung zwischen dem römisch-deutschen Herrscher und dem Papst in der Investiturfrage kam.
Author(s): Claudia Zey
Series: C. H. Beck Wissen
Publisher: Verlag C. H. Beck
Year: 2017
Language: German
Pages: 128
City: München