Für Gelehrte der Frühen Neuzeit war die Frage nach der Genealogie und den Ursprüngen eines Volkes von zentraler Bedeutung. Livland stellt dabei keine Ausnahme dar: Zwischen 1550 und 1700 bemühten sich deutsche und schwedische Gelehrte, die "origines Livonorum", die Herkunft der Esten und Letten, zu enträtseln. Auch wenn manche ihrer Hypothesen aus heutiger Sicht abwegig erscheinen wie etwa die vermeintlichen römischen oder jüdischen Wurzeln, stellten sie vor vierhundert Jahren legitime Theorien dar, die den damaligen Prämissen der Gelehrsamkeit entsprachen. Die Traktate zu den "origines Livonorum" verdeutlichen, wie Esten und Letten von frühneuzeitlichen Gelehrten wahrgenommen wurden und welche Rolle jenen Undeutschen im Weltbild des 16. und 17. Jahrhunderts zukam.
Author(s): Stefan Donecker
Series: Quellen und Studien zur baltischen Geschichte, 25
Publisher: Böhlau Verlag
Year: 2017
Language: German
Pages: 472
City: Köln
Vorwort 7
I. Einleitung 11
1. Themenstellung und geschichtswissenschaftliche Positionierung 14
2. Terminologie und Begrifflichkeiten 17
3. Forschungsstand 23
II. Genealogisches Denken in der Frühen Neuzeit 35
1. Terminologie und Forschungsschwerpunkte 36
2. Genealogie als Denkform 38
3. Völkergenealogien als Genre 45
4. Genealogische Methodik 53
5. Genealogische Hypothesen in Nordosteuropa 62
III. Historischer Kontext: Livland 1558–1721 81
1. Landesname und Bewohner 83
2. Gelehrtenkultur und Geschichtsschreibung 89
3. Das Land und seine Bewohner in der gelehrten Literatur der Frühen Neuzeit 93
IV. Die Gelehrten: Traktate und Thesen zur Herkunft der Esten und Letten 111
1. Die Ausgangssituation: Thesen zur livländischen Frühgeschichte vor 1558 111
2. Die 'origines Livonorum' im Überblick 119
3. Friedrich Menius: 'Syntagma de origine Livonorum' (1635) 123
4. Samuel Rhanaeus: 'Genuina Curlandis gentis origo' (1683) 147
5. Olaus Hermelin: 'De origine Livonorum' (1693) 158
6. Hermann Becker: 'Livonorum veterum origo' (1701) 178
7. Nicht erhaltene Spezialuntersuchungen: Johann Wolfgang Boecler und Gunno Eurelius Dahlstierna 189
8. Die 'Origines Livonorum' in Rahmen der allgemeinen Historiographie 194
V. Die Völker: Vermeintliche Vorfahren der Esten und Letten 273
1. Römer, Walachen und Heruler 274
2. Griechen und Inder 287
3. Juden und Gibeoniter 292
4. Goten, Sarmaten und Kimbern 305
5. Skythen und Wenden 313
6. Neuren 319
7. Aestier 326
8. Fennen 333
9. Asen und Wanen 336
10. Sekundäre Genealogien 341
VI. Zusammenfassung und Interpretation 345
1. Der genealogische Anfang 347
2. Die genealogische Kette 352
3. Der genealogische Raum 356
Anhang 377
Die Positionen der einzelnen Autoren im Überblick 377
Tabellarische Übersicht der berücksichtigten Völker 379
Ortsnamen 388
Genealogische Interpretationen livländischer Ortsnamen 390
Abkürzungen 391
Quellen- und Literaturverzeichnis 393
Quellen aus dem Untersuchungszeitraum, 1558–1721 393
Literatur vor 1558 405
Literatur seit 1721 409
Personen-, Orts- und Sachindex 453