Mit 46 Abbildungen, davon 9 farbig, und 17 Karten.
Ravenna, 5. März 493: 'Nicht ein Knochen war in diesem Schuft.' So kommentierte der Gotenkönig Theoderich seinen Mord an Odoaker, den er gerade mit einem einzigen Schwerthieb aus dieser Welt verabschiedet hatte. Mit dem Ende seines Widersachers war eine 'Planstelle' freigeworden: die des Herrschers über den Westteil des Imperium Romanum.
Wer den blutigen Auftakt seiner Regierung miterlebt hatte, konnte schwerlich erwarten, dass es ausgerechnet dem eidbrüchigen, blutbesudelten Theoderich gelingen würde, Goten und Römern zu einer jahrzehntelangen Periode der Ruhe und Stablität zu verhelfen. Dieses Buch bietet die spannende Geschichte, wie er es verstand, seine beiden Völker in einer klugen Arbeitsteilung auseinanderzuhalten – die militärischen Aufgaben den Goten, das Zivilleben und das Entrichten der Steuern den Römern. Das Geheimnis seines Erfolgs, das der Autor dieser modernen Biographie überzeugend entschlüsselt, lautete: Integration durch Separation! Auch nach 1500 Jahren ist es faszinierend zu verfolgen, wie es Theoderich trotz der großen Konfliktpotentiale – in Glaubensfragen und Kirchenorganisation, zwischen Kriegern und Zivilisten, im Verhältnis zum Kaiser in Konstantinopel und zu den germanischen Königen im Westen sowie angesichts drängender sozialer Probleme – gelang, nach innen wie nach außen Frieden zu halten, aber notfalls auch kompromisslos Frieden zu schaffen.
Author(s): Hans-Ulrich Wiemer
Publisher: C. H. Beck
Year: 2018
Language: German
Pages: 782
City: München
Bildteil
Kapitel I: Theoderich der Große: Annäherungen
1. Ravenna, Ende Februar 493
2. Rom, Frühjahr 500
3. Vom Warlord zum Herrscher über Goten und Römer?
Kapitel II: Theoderich im Spiegel zeitgenössischer Quellen
1. Spiegel oder Zerrspiegel? Literatur als historische Quelle
2. Selbstzeugnisse oder Selbstdarstellung? Die Königsurkunden bei Cassiodor
Kapitel III: Wer waren die Ostgoten?
1. Deutsche, Germanen, Goten: Überkommene Deutungsmuster
2. Goten, Westgoten und Ostgoten: Jordanes, Cassiodor und das gotische Geschichtsbewußtsein
3. Die Goten im Skythenland und das Imperium Romanum: Konflikte und Kooperationen
4. Bauern, Krieger und 'Richter': Die politische und soziale Verfassung der Goten im 4. Jahrhundert
Kapitel IV: Von Attila zu Theoderich: Die Ostgoten auf dem Balkan
1. Goten und Hunnen
2. Die Goten in Pannonien (454–473)
3. Goten gegen Goten: Der Kampf der beiden Theoderiche (473–484)
4. Die gescheiterte Integration (484–488)
Kapitel V: Der Weg nach Westen: Die Eroberung Italiens
1. Der Fall der Fälle: Der Untergang des Weströmischen Reiches in der modernen Geschichtsschreibung
2. Bedrängnis und Rückzug: Die letzten Kaiser im Westen
3. Ein Barbar als Herrscher Italiens: König Odovakar (476–493)
4. Ein Kampf um Ravenna: Theoderich gegen Odovakar (489–493)
Kapitel VI: Die Verstetigung der Macht
1. Das Herrschaftskonzept: Integration durch Separation
2. Ein Volk von Kriegern: Das gotische Heer
3. Reichtum und Ahnenstolz: Senat und Senatoren
4. 'Utraque res publica': Königtum und Kaisertum
Kapitel VII: Der Doppelstaat Theoderichs
1. Der Hof: Zentrum und Theater der Macht
2. Macht und Ohnmacht eines Königs: Der Regierungsstil Theoderichs
3. Unter den Augen des Königs: Die Zentralverwaltung
4. Zentrum und Peripherie: Die Regionalverwaltung
5. Ein gutes Regiment? Verwaltungshandeln im Reich Theoderichs
Kapitel VIII: Expansion wider Willen? Die Außenpolitik Theoderichs
1. Eine 'Familie der Könige'? Diplomatie und Krisenmanagement im Jahre 506/7
2. 'Primus inter pares': Theoderichs Außenpolitik bis zur Krise des Jahres 506/7
3. Der Griff nach Westen: Theoderich und das Reich der Westgoten
4. Auf dem Gipfel der Macht: Theoderich nach dem Tode Chlodwigs
5. Expansion und Integration I: Die Provence im Reich Theoderichs
6. Expansion und Integration II : Hispanien unter der Herrschaft Theoderichs
Kapitel IX: Ein 'goldenes Zeitalter'? Italien unter gotischer Herrschaft
1. Ländliche Gesellschaften: Ökologie und Demographie
2. Eine Jahrhundertdebatte: Das Ende der Sklavenwirtschaft und der Übergang von der Antike zum Mittelalter
3. Die 'Sklaven des Bodens': Rechtsstellung, Wirtschaftsweise, soziale Lage der Bauern
4. Auferstanden aus Ruinen? Die Städte im Reich Theoderichs
5. Notabeln, Kurialen und Plebejer: Die Verfassung der spätantiken Stadt in Italien
6. Verlust der Urbanität: Stadtbilder im Wandel
7. Der König und sein Land: Betrieb Theoderich Wirtschaftspolitik?
Kapitel X: Ein Ketzer als König: Religiöse Vielfalt und das Gebot der Rechtgläubigkeit
1. Die 'Kirche des gotischen Gesetzes'
2. Eine geduldete Mehrheit: Die katholische Kirche
3. Zwei Päpste in Rom: Das Laurentianische Schisma
4. Unter dem Schutz des Königs: Die Juden
Kapitel XI: Von der Kooperation zum Konflikt – die letzten Jahre Theoderichs
1. Eutharich und das Scheitern der Nachfolgeregelung
2. Hochverrat im Senat? Die Prozesse gegen Albinus, Boethius und Symmachus
3. Machtproben: Theoderich und die Päpste Johannes I. und Felix IV.
4. Splendid Isolation? Theoderich und seine Verbündeten
5. Problemstau und Vertrauenskrise: Theoderich am Ende seines Lebens
Kapitel XII: Das Gotenreich in Italien nach Theoderich
1. Ein schwieriges Erbe: Athalarich, Amalasvintha und Theodahad (526–535)
2. Das Imperium schlägt zurück: Der römisch-gotische Krieg bis zur Kapitulation des Witigis (535–540)
3. Ein Ende mit Schrecken: Totila und Teja (541–552)
Kapitel XIII: Theoderich der Große – Metamorphosen einer Gestalt
1. Von Ravenna nach Vivarium: Cassiodor nach seiner Konversion
2. Kein Held, nirgends: Theoderich im 21. Jahrhundert
3. Höllensturz und Rabenschlacht: Theoderich im Mittelalter
4. Der König und sein 'Kanzler': Theoderich zwischen Humanismus und Aufklärung
5. Theoderich in Italien: Die europäische Geschichtsschreibung des 19. Jahrhunderts
6 Vom 'germanischen Volkskönig' zum 'Wegbereiter des Abendlandes': Theoderich zwischen Kaiserreich und früher Bundesrepublik
Danksagung
Stammtafeln
Quellenverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Anmerkungen
Literaturverzeichnis
Bildnachweis
Abbildungen
Tafelteil
Karten
Stammtafeln
Register
