Mit Beiträgen von Gertrud Grenander Nyberg und Helmut Schweppe.
Die 1979-1980 im Hafengelände von Haithabu durchgeführten archäologischen Untersuchungen brachten unter anderem zahlreiche Textilreste zutage. Diese Funde - heute der umfangreichste Fundkomplex seiner Art aus wikingerzeitlichem Milieu - haben um Inga Hägg einen Kreis engagierter Mitarbeiter zusammengeführt. Der ungewöhnliche Erhaltungszustand zwang zunächst dazu, das Material der mikroskopischen Analyse zugänglich zu machen. Präparation und die anschließende Konservierung waren mit erheblichem zeitlichem, technischem und damit finanziellem Aufwand verbunden.
Der wissenschaftliche Vorzug des integrierten archäologischen Untersuchungsprogramms Haithabu-Schleswig zeigt sich aber vor allem auch darin, daß sich anhand der Textilreste die Entwicklungsgeschichte eines Produktionsbereichs hinsichtlich der Herstellungstechniken und der Verwendung über mehr als ein halbes Jahrtausend verfolgen läßt.
Herstellung und Gebrauch, mit anderen Worten Textil technik und Trachtkunde, bilden zwei Schwerpunkte dieser Studie. In beiden Bereichen hat die Bearbeiterin die bisherigen Kenntnisse vielfältig erweitert. Einige der erstmalig nachgewiesenen Bestandteile der Bekleidung waren bisher nur aus literarischen Quellen oder aus Bildquellen bekannt. Im Schnitt der Kleidung und in ihrer Farbigkeit zeigt sich eine große Vielfalt. Die Textilien aus Haithabu und Schleswig werden sich daher als bedeutsames Material für die weitere Erforschung der Sachkultur des frühen und hohen Mittelalters erweisen. Kleidung ist zu allen Zeiten auch Standes- und Herrschaftszeichen gewesen. Unter diesem Gesichtspunkt deuten sich Möglichkeiten an, die Sozialstruktur der Siedlung Haithabu weiter aufzuhellen.
Author(s): Inga Hägg
Series: Berichte über die Ausgrabungen in Haithabu, 20
Publisher: Karl Wachholtz Verlag
Year: 1984
Language: German
Pages: 220
City: Neumünster