∎ Deutschland ist über die »nukleare Teilhabe« in die atomare Abschreckungspolitik der Nato eingebunden. Die Fähigkeit, mit deutschen Flugzeugen die in Deutschland gelagerten amerikanischen Atombomben einzusetzen, soll nach den Vorstellungen des Bundesverteidigungs-Ministeriums nahtlos gewährleistet bleiben.
∎ Für die Bundesrepublik Deutschland spielte die nukleare Teilhabe unter den Bedingungen des Ost-West-Konflikts eine wichtige Rolle. Aufgrund der geographischen Lage Deutschlands als primärem potentiellem Schlachtfeld gab es genuin deutsche Interessen, die in der Nato durch-gesetzt werden sollten.
∎ Nicht recht erkennbar ist, was über die Bewahrung des Status quo und die allianzpolitische Symbolik hinaus die spezifisch deutschen Interessen und Ziele sind, die unter heutigen Bedingungen im Rahmen der nuklearen Teilhabe geltend gemacht werden sollen.
∎ Deutschland wird sich auf Dauer schwerlich der nuklearen Debatte entziehen können, die von den USA in die Nato ausstrahlt. Glaubwürdige Abschreckung beruht im amerikanischen Verständnis auf der Fähigkeit zur nuklearen Kriegsführung.
∎ Dies ist eine Herausforderung für die im deutschen sicherheitspolitischen Denken tradierte Trennung von Abschreckung und Kriegsführung. Deutsches Abschreckungsdenken ist nach wie vor geprägt von einer Sicht, in der Nuklearwaffen vor allem »politische Waffen« sind.
Author(s): Peter Rudolf
Series: SWP Studie; 2020/11
Publisher: Stiftung Wissenschaft und Politik
Year: 2020
Language: German
Pages: 28
City: Berlin
5 Problemstellung und Schlussfolgerungen
7 Die Nato als »nukleares Bündnis«
13 Deutschland und die nukleare Teilhabe
19 Erweiterte nukleare Abschreckung heute
23 Fazit