Seit dem Erscheinen der Erstausgabe des 'Ruodlieb' in den von Jacob Grimm und Andreas Schmeller edierten 'Lateinischen Gedichten des X. und XI. Jahrhunderts' sind mehr als 120 Jahre vergangen. In vielen Beiträgen hat sich die Forschung seitdem mit diesem in der Geschichte unserer mittelalterlichen Dichtung so eigentümlich isoliert stehenden Werk auseinandergesetzt; aber die aus seiner literarhistorischen Sonderstellung sich ergebenden Fragen sind noch keineswegs zufriedenstellend beantwortet. Der 'Ruodlieb' ist nach wie vor in vielem ein Rätsel.
Daß dies so ist, liegt nicht allein an der Eigenart des Werkes selbst, es ist nicht zuletzt die Folge der zu seiner Erforschung angewandten Untersuchungsmethoden, die bei aller Verschiedenheit im einzelnen zwei charakteristische Züge gemeinsam haben: Beschränkung auf Teilprobleme unter gleichzeitiger Ausklarnmerung der für das geschichtliche Verstehen zentralen Frage nach der Herkunft des den 'Ruodlieb' kennzeichnenden neuen Ritterideals und mangelnde Berücksichtigung der von der klösterlichen Umwelt des Autors ausgehenden geistigen und literarischen Anregungen.
Author(s): Werner Braun
Series: Quellen und Forschungen zur Sprach- und Kulturgeschichte der germanischen Völker, Neue Folge, 7
Publisher: Walter de Gruyter & Co
Year: 1962
Language: German
Pages: 126
City: Berlin
Einleitung
I. Zur Überlieferung des Textes
II. Das Handlungsgerüst und seine Quellen
III. Menschenbild und Ethos
IV. Der Aufbau der Handlung
V. Der Darstellungsstil
Literaturverzeichnis