Die Gliederung der germanischen Sprachen ist ein von der germanischen Sprachwissenschaft immer wieder von neuem diskutiertes Problem. Um die Jahrhundertwende schien ein ziemlich gesicherter Forschungsstand erreicht zu sein. Man stellte damals dem Westgermanischen, das das Englische und das Deutsche umfaßte, ein Nordgermanisch und ein Ostgermanisch (Gotisch) gegenüber, wobei man sich nur über die engere oder weitere Zusammengehörigkeit der beiden letzteren noch nicht einig war.
Dann begannen Zweifel an der Gültigkeit der Westgermanentheorie laut zu werden, die schließlich bis zu ihrer völligen Ablehnung führten. Dazu kam, daß die Stammbaumtheorie fragwürdig wurde. Man sah, daß dieses Bild, das die Aufgliederung der germanischen Sprachen mit der Ablösung von sich weiter verzweigenden Ästen von einem Stamm verglich, die wirkliche Entwicklung viel zu vereinfacht darstellte. Schließlich war auch der "Stamm", das ungeteilte Urgermanisch, mehr eine brauchbare Hypothese als eine gesicherte Erkenntnis.
Nun galt es, den leergewordenen Platz der alten Auffassung mit einer neuen Gliederung der germanischen Sprachen zu füllen.
Author(s): Ludwig Rösel
Series: Erlanger Beiträge zur Sprach- und Kunstwissenschaft, 11
Publisher: Verlag Hans Carl
Year: 1962
Language: German
Pages: 152
City: Nürnberg
Vorwortv
Einführung 1
I. Die Auswahl aus Doppelformen, die das Germanische aus dem Indogermanischen geerbt hatte 7
II. Die Auswahl aus Doppelformen, die erst in germanischer Zeit entstanden sind 20
III. Die Stellung des Gotischen innerhalb der germanischen Sprachweit 48
IV. Das Problem des "Westgermanischen" 58
V. Neuerungen im Zuge des Verfalls des synthetischen Baus der Sprache und die Stellung des Altsächsischen 79
VI. Die Verhältnisse des Nordseebereichs bei der Abwanderung der englischen Stämme 105
VII. Probleme der Gliederung des Althochdeutschen 109
VIII. Die Ausgliederung der germanischen Sprachen 115
Anhang A. Der Gen. Sg. der mask. o-Deklination im Altsächsischen 121
Anhang B. Der Dat. Sg. und der Dat. Pl. -a, -e der starken Adjektivdeklination im Altfriesischen 129
Anhang C. Die 2. Pers. Sg. Prät. Ind. 'bist' in den westgermanischen Sprachen 131
Literatur 133
Abkürzungen der Zeitschriftentitel 138
Autorenregister 139