Als 'Importe' gelten archäologische Phänomene, wenn sie fern ihres vermuteten Herstellungsortes gefunden werden. Diese Charakterisierung beruht auf einem starren Objektbegriff und wird der Vielschichtigkeit von Dingen und ihren Beziehungsgefügen nicht gerecht. Daher werden in diesem Buch Dinge als 'Assemblagen' verstanden und nicht als Objekte. Solche Assemblagen sind heterogen, symbolhaft und materiell zugleich. Ausgehend von dieser Konzeption wird der Charakter von 'Importen' als spezifische Assemblagen neu untersucht. Am Beispiel 'römischer Importe', die im 'mitteldeutschen Barbaricum' gefunden wurden, wird den jeweiligen Beziehungsgefügen nachgegangen. Diese sind nicht fix, sondern verändern sich beständig, sowohl durch vergangene Praktiken, als auch wissenschaftliche Untersuchungen. Zur Beschreibung jener Veränderungen wird eine erkenntnistheoretische Figuration der 'Wanderin' entworfen. Sie macht nicht nur 'römischen Import' als Assemblage beschreibbar; sie weist auch über ihn hinaus und ist für die Charakterisierung anderer wandernder Dinge anschlussfähig.
Author(s): Stefan Schreiber
Series: Berlin Studies of the Ancient World, 52
Publisher: Edition Topoi
Year: 2018
Language: German
Pages: 404
City: Berlin
Vorwort und Danksagung
Einleitung
Vorbemerkungen
Eingrenzung der Quellenbasis, des Arbeitsgebiets und der Zeitstellung
Frage- und Zielstellungen
Gliederung
Problemaufriss – Grenzphänomene zwischen kategorialen Basisentscheidungen
'Römische Importe' als Arbeitsfeld heutiger Archäologie
Konzeptionen 'römischer Importe' in der deutschsprachigen Archäologie – ein Blick auf ein komplexes Beziehungsgefüge
Die empirische und die konzeptuelle Ebene
Diskursfelder und Diskursstränge
Symmetrische Archäologie – ein Blick auf das Gefüge 'römischer Import'
Eine begriffliche Skizze
Eng verflochtene Diskursstränge
Auswahl der Diskursstränge
'Römische Importe als Einfluss
'Römische Importe' als Handelsgüter
'Römische Importe' als ‚römisch‘
'Römische Importe' als zentrale Bestandteile in 'Fürstinnen'-/'Prunk'-/'Elitengräbern'
Archäologische Praktiken
'Römische Importe' als materielle, wahrgenommene und hergestellte Fakten
Kartierungspraktiken
Die Kluft zwischen Konzept und Empirie – Der Aufstand der Funde
Dinge als und in Assemblagen – Theoretische Betrachtungen
Von der 'Großen Trennung' zur Ökologie der Dinge
Vom 'Gespenst der Sprache' zum Neo-Materialismus – theoretische Wendungen und Bewegungen
Prinzipien des Neo-Materialismus
Menschen sind nicht besonders – 'Things are us!' und 'people are things too'
Dinge entstehen relational – Relationaler Realismus
Dinge sind intraaktive Hervorbringungen – Von Differenzen und Grenzziehungen
Materie-im-Prozess-des-Werdens – Materialität ist nicht in den Dingen
Alle Dinge sind real – Wenn Fiktionen wirklich werden
Dinge sind Assemblagen – Von Versammlungen und Beziehungsgefügen
Dinge bilden flache Ontologien – 'Yes, we’re all individuals!'
Dinge bringen Raum und Zeit hervor – Es gibt kein 'hinter' und 'vor' den Dingen
Konsequenzen
Perspektivenwechsel – Konsequenzen für die Archäologie
'Römische Importe' als Assemblage – Konsequenzen für diese Arbeit
Quellenkritik und Methodik
Prämissen
Zeitstellung
Arbeitsgebiet
Quellenbasis
Quellenkritik
Das CRFB als Transformationsprozess – Zirkulierende Referenz statt Filtermechanismen
Äußere und innere Quellenkritik? – Reversibilität der Assemblagen
Überlieferungssituation
Forschungs- und Bearbeitungsstand des Arbeitsgebietes
Auswertungsmethodik – 'There and Back Again'
Methoden: Akteur-Netzwerk-Theorie und Grounded Theory
Konkrete Vorgehensweise
Intraaktionen mit 'römischen Importen' – Auswertung antiker Hervorbringungen
Aufnahmeheuristik – offenes Kodieren
Hinweise auf konkrete Hervorbringungen – axiales Kodieren
Herstellungsspuren
Gebrauchsspuren
Umnutzungen
Anhaftende Reste und Abdrücke
Brandspuren
Intentionelle Beschädigungen
Reparaturen und Ergänzungen
Kombinationen und Hybride
Weiterverwertungen
Ähnlichkeiten und Assoziationen
Vergesellschaftungen
Intraaktionen – selektives Kodieren
Vom axialen zum selektiven Kodieren
Agentielle Schnitte – Die Eingebundenheit und Abtrennung menschlicher Akteurinnen
Verflechtungen und Verkettungen
Mediationen und Übersetzungen
Materialisierungen/Dematerialisierungen
Stabilisierungen/Destabilisierungen
Überprüfung der Intraaktionen – theoretisches Sampling anhand der Assemblage Fenstergefäß aus Grab 4, Coswig 14
Entwurf einer Figur(ation) der Dinge als Wanderinnen
Travelling Concepts – Wenn Theorien wandern
Figur(ation)en als konzeptuelle Werkzeuge
Wege zur Figur der Wanderin
Social Life of Things und Boundary Objects
Die Metapher des 'Wanderns' – von Travelling Theories und Travelling Concepts zu Travelling Cultures
Itineraries of Things und die Kritik am Travelling
Wayfaring – Wandlungen und Erfahrungen auf Wanderungen
Vom Wandern zur 'Wanderin' – Umriss einer Figur der Assemblage 'römischer Import'
Die 'Wanderin' als anthropomorphe, situierte und verkörperte Figur
Die Wanderin erwandert Räume
Die Wanderin schafft Wanderrouten
Die Wanderin rastet bisweilen
Die Wanderin bewegt sich unvorhersehbar und rhizomatisch
Die Wanderin ist bisweilen unsichtbar
Die Wanderin wandert nicht immer selbstständig
Die Wanderin ist immer auch eine Wandlerin
Die Wanderin ist zugleich Individuum als auch Dividuum
Die Wanderin ist sozial
Die Wanderin ist mal bekannt, mal unbekannt
Die Wanderin thematisiert Grenzen
Die Wanderin ist Streitobjekt
Die Wanderin ist Übersetzerin
Schlussbetrachtungen
Zusammenfassung und Fazit
Ausblick und Perspektiven
Anhang
Kurzzusammenfassung in Deutsch und Englisch
Kurzzusammenfassung
Short summary
Katalog der berücksichtigten Funde
Katalogaufbau
Katalog
Bibliographie
Abbildungs- und Tabellennachweis
Glossar