Christliche Skaldendichtung

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Die deutsche Literatur blickt in ihren großen Zeiten nach Süden und nach Westen. Doch ziemt es uns, den Norden nicht zu übersehen. Zwar hat Skandinavien die deutsche Dichtung nur in neuerer Zeit — und da wiederholt seit Klopstocks Tagen — tiefer beeindruckt. Aber in dem Maße, wie Literaturbetrachtung sich zu einer solchen in wenigstens europäischem Horizont erhebt, verdient auch der Norden unsere Aufmerksamkeit. Nur zu oft wird vergessen, daß, während im deutschen Sprachgebiet Mönche mühsam anfangen Reime zu schmieden, im Norden eine große Schar hochgemuter, selbstbewußter Skalden bedeutende Dichtung schafft. Der große Andreas Heusler vor allem hat uns das eigene Maß und Gewicht altnordischer Poesie sehen und verstehen gelehrt. Allein, ihm ging es um die im Kern heidnische, germanische Dichtung; Christliches war ihm Aufweichung, Abfall vom Ererbten, ja Verfall. In diesem Punkt ist, so glaube ich, eine Schuld zu begleichen.

Author(s): Wolfgang Lange
Series: Kleine Vandenhoeck-Reihe, 54
Publisher: Vandenhoeck & Ruprecht
Year: 1958

Language: German
Pages: 74
City: Göttingen

Einleitung 5
Bruchstücke aus den ersten Jahren der Bekehrung 11
Bruchstücke aus dem 12. Jahrhundert 16
Einar Skulason: Preislied auf den heiligen Olaf 20
Bruder Gamli: Die Sorgensonne 30
Anonym: Wegweisung oder der Himmelsbrief 38
Anonym: Das Sonnenlied 45
Eystein Asgrimsson: Die Lilie. Ein Marienpreis aus dem 14. Jahrhundert 56
Literatur 73