Die Farben höfischer Körper: Farbattribuierung und höfische Identität in mittelhochdeutschen Artus- und Tristanromanen

This document was uploaded by one of our users. The uploader already confirmed that they had the permission to publish it. If you are author/publisher or own the copyright of this documents, please report to us by using this DMCA report form.

Simply click on the Download Book button.

Yes, Book downloads on Ebookily are 100% Free.

Sometimes the book is free on Amazon As well, so go ahead and hit "Search on Amazon"

Dissertation an der Philosophischen Fakultät der Universität Siegen, 2012. Die Farben höfischer Körper in volkssprachlichen Artus‑ und Tristanromanen des 12. und 13. Jahrhunderts werden in dieser Studie erstmalig systematisch betrachtet. In den Figurenbeschreibungen etabliert die Farbigkeit der Körper eine eigene Semantik, einen Farbdiskurs, der über die topische Abbildung von Schönheit und Hässlichkeit hinausgeht. Farben fungieren als Werkzeuge, um Gefühle und Ansichten darzustellen und zugleich Problemstellungen der höfischen Kultur sowie deren Verhandlung sichtbar werden zu lassen. Auf der Grundlage der Ambivalenz der Farbe wird gezeigt, wie ihre polyvalenten Semantiken und Diskursivierungen eingesetzt werden, um die Identitätskonstruktion einer Figur zu beeinflussen. Dabei entfalten die Farben der Figurenkörper, ihrer Haut und Körperoberfläche, deren Verfärbung oder Überdeckung sowie die Farben von Kleidung und Schmuck ein großes personales wie kollektives Identifikations‑ und Differenzierungspotenzial. Die Studie zeigt, wie Farben und Glanz des Körpers an der Identitätskonstruktion einer Figur im höfischen Roman unmittelbar beteiligt sind. Die polyvalente Sinnbesetzung jener Farben eröffnet den Blick auf die komplexen Sinnebenen der höfischen Idealvorstellungen sowie auf deren literarische Verhandlung.

Author(s): Carolin Oster
Series: Literatur - Theorie - Geschichte. Beiträge zu einer kulturwissenschaftlichen Mediävistik, 6
Publisher: Walter de Gruyter
Year: 2014

Language: German
Pages: 264
City: Berlin

1. Einleitung 9
1.1. Farbe als kulturelles Phänomen 11
1.2. Farbe und Sprache 13
1.3. Farbe als Forschungsproblem 14
1.4. Die Chromophilie des Mittelalters 16
1.5. Farbsymbolik 19
1.6. Höfische Körper als Zeichen(träger): Körperfarben und ihre identitätsstiftende Funktion 27
1.7. Zielsetzung, Methodik und Textcorpus 32
2. 'ein lebende bilde': Schönheit und ihre farbigen Variationen 35
2.1. Ästhetik- und Schönheitsdiskurse des Mittelalters im Kontext der Farbigkeit 35
2.1.1. Die Grundlagen der mittelalterlichen Vorstellungen vom Ästhetischen und Schönen 36
2.1.2. Philosophische Definitionen von Ästhetik und Schönheit in Antike und Mittelalter 39
2.1.2.1. Augustinus – Schönheit, Farbe und Proportion 41
2.1.2.2. Pseudo-Dionysius Areopagita – Die Schönheit des Lichtes 43
2.1.2.3. Scholastische Schönheitslehren 44
2.1.2.4. Das Schöne als das Gute 47
2.2. Die Verhandlung des weiblichen Schönheitstopos im höfischen Roman 48
2.3. Kleidung und Farbe 58
2.4. Semantiken und Funktionen schöner Frauenkörper im höfischen Artus- und Tristanroman 71
2.4.1. Enite – Hartmanns von Aue 'Erec' 71
2.4.2. Isolde – Gottfrieds von Straßburg 'Tristan' 83
2.4.3. Florie – Wirnts von Grafenberg 'Wigalois' 95
2.4.4. Amurfina – Heinrichs von dem Türlîn 'Diu Crône' 103
2.5. Fazit 109
3. 'in einer varwe gar swarz': Spielarten (genuiner) Hässlichkeitsbeschreibungen und ihre Farben 111
3.1. Hässlichkeit und ihre Rechtfertigungen im Mittelalter 111
3.1.1. Zum mittelalterlichen Wortfeld von 'hässlich' 112
3.1.2. Philosophische und theologische Diskurse des Hässlichen in Spätantike und Mittelalter 114
3.1.3. Rechtfertigungs- und Bewältigungsstrategien des Hässlichen 119
3.1.3.1. Die 'deformitas Christi' 122
3.1.3.2. Ursprungsmythen 123
3.2. Hässlichkeit und ihre farbigen Limitierungen in der höfischen Literatur 127
3.2.1. Körpermerkmale und die 'varwe' des Hässlichen 128
3.2.1.1. Schwarze Haut als Hässlichkeitsattribut. Ein Exkurs 134
3.3. Hässliche Körper im höfischen Artus- und Tristanroman: Eine exemplarische Analyse ihrer Semantiken und Funktionen 138
3.3.1. Hässlich im Sinne von 'nicht-höfisch' 138
3.3.2. Funktionen des Hässlichen im Artusroman 141
3.3.3. Typologie des Hässlichen 143
3.3.4. Semantiken und Funktionen genuiner und irreversibler Hässlichkeit 144
3.3.4.1. Der Wilde Mann – Hartmanns von Aue 'Iwein' 144
3.3.4.2. Wilde Frauen – Wirnts von Grafenberg 'Wigalois' und Heinrichs von dem Türlîn 'Diu Crône' 158
3.3.4.3. Der 'ackerkneht' – Heinrichs von dem Türlîn 'Diu Crône' 171
3.4. Fazit 178
4. 'missevar': Farbiges Verkennen und farbiger Selbstverlust: Beschreibungen entstellter Schönheit 183
4.1. Iwein – Hartmanns von Aue 'Iwein' 183
4.2. Tristan – Gottfrieds von Straßburg 'Tristan' 205
4.3. Rual – Gottfrieds von Straßburg 'Tristan' 214
4.4. Fazit 220
5. 'der vremde helt': Farbe als Werkzeug – Täuschung, Tarnung und Verstellung 223
5.1. Tristrant – Eilharts von Oberg 'Tristrant' 224
5.2. Lanzelet – Ulrichs von Zatzikhoven 'Lanzelet' 232
5.3. Fazit 240
6. Resümee 243
7. Bibliographie 249
7.1. Primärquellen 249
7.2. Nachschlagewerke 250
7.3. Sekundärliteratur 251
Danksagung 263