Die Civitas, die spätantik-mittelalterliche Bischofsstadt hat 'als die geschichtliche Kernstadt überhaupt' seit langem die Forschung angeregt. Sie wird als ein besonderer Stadttyp betrachtet, dessen hervorstechendes Merkmal die Residenzfunktion ist. Diese war im Mittelalter dadurch bedingt, daß der Bischof rechtlich unlösbar mit seiner 'sedes' verbunden war. Aus den Verhältnissen der ausgehenden Antike und des frühen Mittelalters ergab sich, daß den Bischöfen zusätzlich zu ihren geistlich-kirchlichen Aufgaben weltliche Befugnisse zugewachsen waren, die sich bald zu Herrschaftsrechten verdichteten. Diese herrschaftlichen Elemente des bischöflichen Wirkens traten bald so bestimmend hervor, daß die Civitas als der eigentliche Sitz der Herrschaft, eben der Bischofsherrschaft ins Blickfeld rückte, gleichgültig ob diese das ganze Civitasterritorium umfaßte oder nur einen engen Stadtbezirk. Von hier aus führte der Weg zu dem Sonderfall der bischöflichen Stadtherrschaft, einem Herrschaftstyp, der besonders die deutsche Forschung angeregt hat, denn die Ottonen und Salier hatten diese Form kirchlich-weltlicher Herrschaft geradezu zur Norm für den Reichsepiskopat gemacht.
Author(s): Reinhold Kaiser
Series: Pariser Historische Studien, 17
Publisher: Ludwig Röhrscheid Verlag
Year: 1981
Language: German
Pages: 748
City: Bonn
Vorwort 7
Quellen- und Literaturverzeichnis 13
Einleitung
Die merowingischen und karolingischen Grundlagen 55
1. Die Eingliederung der merowingischen Bischofsherrschaften in das Karolingerreich bis zum Jahre 806 55
2. Ansatzpunkte bischöflicher Stadtherrschaft unter Karl dem Großen und Ludwig dem Frommen 74
3. Königtum und Bischofsmacht im westfränkischen Reich zur Zeit Karls des Kahlen 92
a. Die Bischofsherrschaft als eine Form der nicht-königlichen Herrschaft 92
b. Königliche Privilegierung und bischöfliche Herrschaft 99
1. Kapitel. Bischof und Stadt in den Laienfürstentümern 113
1. Der Westen: Bretagne und Normandie 114
a. Bretagne 114
b. Normandie 149
2. Der Süden: Aquitanien, Gascogne, Toulouse und Septimanien 172
a. Die Herrschaft des Hauses Auvergne-Poitou 178
b. Bordeaux und das Herzogtum Gascogne 231
c. Die Herrschaft der Grafen von Toulouse 256
3. Der Osten: Burgund und Champagne 338
a. Burgund 338
b. Die Herrschaft der Grafen von Champagne 385
4. Die Fürstentümer zwischen Seine und Loire 403
2. Kapitel. Die Stellung der Bischöfe in den Städten der Krondomäne 471
3. Kapitel. Bischof, Graf und Stadt in der Kirchenprovinz Reims und dem Grenzbistum Langres 535
Ergebnisse und Zusammenfassung 624
Verzeichnis der Abbildungen 634
Register 641