Nachdem sich die Sagaforschung Jahrzehnte hindurch bevorzugt Entstehungs-, Überlieferungs- und Abhängigkeitsfragen gewidmet hat, ist seit einiger Zeit in wachsendem Maße ein Interesse auch für die Untersuchung der Strukturen und Erzählform von Texten festzustellen, die zu den bedeutendsten der mittelalterlichen Prosaliteratur gehören. In der Forschung setzt sich gegenwärtig immer stärker die Erkenntnis durch, daß die Entstehung und Entwicklung einzelner Gattungen nur im Kontext der gesamten Entwicklung der mittelalterlichen skandinavischen Literatur und ihrer Beeinflussung durch außerskandinavische Vorbilder adäquat untersucht und verstanden werden kann. Von einem derartigen Ansatz aus wird es auch möglich sein, den eigenständigen Beitrag Skandinaviens zur europäischen Literatur des Mittelalters angemessen zu bestimmen. Der Forschung stellen sich auf diesem zwar nicht neuen, aber bisher aus verschiedenen Gründen nur unzureichend erforschten Gebiet noch zahlreiche Aufgaben, zu denen nicht zuletzt auch eine Darstellung der Entwicklung der Bauformen und Erzähltechnik der norrönen Prosaliteratur gehört. Bevor diese Darstellung geschrieben werden kann, ist noch viel Arbeit zu leisten.
Die vorliegende Untersuchung setzt sich zum Ziel, durch die Analyse grundlegender Strukturzüge in fünf repräsentativ ausgewählten Texten einen Beitrag zu einer deskriptiven Poetik der Íslendingasögur zu liefern und versteht sich somit als notwendiger Schritt auf dem Wege zu einer umfassenderen Darstellung.
Author(s): Hartmut Röhn
Series: Beiträge zur nordischen Philologie, 5
Publisher: Helbing & Lichtenhahn Verlag
Year: 1976
Language: German
Pages: 160
City: Basel
1. Einleitung 9
1.1. Vorbemerkung 9
1.2. Die Entstehungsfrage 10
1.3. Das Problem der Tradition 13
1.4. Zur Frage der Historizität der Vorlagen 17
1.5. Die ästhetische Bedeutung des historischen Elements 21
1.6. Die Bedeutung ausländischer Einflüsse für die Entstehung der norrönen Prosaliteratur 22
1.7. Zusammenfassung 27
2. Zeitgestaltung und Komposition 29
2.1. Saga und Chronik 29
2.2. Äußerer Umfang und 'erzählte Zeit' 30
2.2.1. Hrafnkels saga 32
2.2.2. Gísla saga Súrssonar 33
2.2.3. Gunnlaugs saga ormstungu 34
2.2.4. Eyrbyggja saga 36
2.2.5. Laxdœla saga 38
2.2.6. Zusammenfassung 40
2.3. Die Phasengliederung 42
2.3.1. Hrafnkels saga 43
2.3.2. Gísla saga Súrssonar 58
2.3.2.1. Quellen und Vorstufen 58
2.3.2.2. Aufbau und Komposition 60
2.3.3. Gunnlaugs saga ormstungu 82
2.3.3.1. Der Einfluß der Tradition auf die Erzählform 82
2.3.3.2. Aufbau und Komposition 84
2.3.4. Eyrbyggja saga 99
2.3.4.1. Quellen und Vorstufen 99
2.3.4.2. Aufbau und Komposition 102
2.3.5. Laxdœla saga 115
2.3.5.1. Quellen und Vorstufen 115
2.3.5.2. Aufbau und Komposition 117
3. Die Darstellung der Zeit 131
3.1. Die Zeit im linearen Ablauf der Handlung 131
3.2. Form und Funktion der Vorausdeutungen und Rückwendungen 138
3.2.1. Die Vorausdeutungen 138
3.2.2. Die Rückwendungen 146
4. Ergebnisse 149
Verzeichnis der Abkürzungen 153
Literaturverzeichnis 154