Gibt es Klassen und kann etwas befreiend wirken, was Menschen in einheitliche Kategorien zwingt, um sie dann zum Subjekt der Revolution zu machen? Ist Demokratie nicht eine Form der Herrschaft? Wie kann Anarchismus dann basis- oder direktdemokratisch sein wollen? Wo laufen die Debatten um diskursive Steuerungen, Entmachtung der Funktionseliten oder das Spannungsfeld von Eigentum und gesellschaftlichem Reichtum? Ist kollektive Identität nicht auch eine Form der Beherrschung? Warum aber weisen dann gerade politische Proteste sich als anarchistisch gebärdender Gruppen eine so hohe Einheitlichkeit von Fahnen, Schildern oder Labels auf?
Author(s): Jörg Bergstedt
Series: Reihe "ScharfZeichner"
Publisher: SeitenHieb-Verlag
Year: 2012
Language: German
Pages: 402
City: Reiskirchen
Tags: Anarchism
1 Intro 9
2 Was ist und wer will Anarchie? 13
Begriff und Wirklichkeit zwischen Aufstand und Lebensgefühl 13
Definitionen 13
Anarchie – der Begriff für alles, auch völlig Verwirrtes 21
Chaos und Anarchie: Der moderne Teufel als Projektion der Apokalypse 22
Anarchie-Hetze in Theorieform: Herrschaft oder Barbarei 29
Anarchiehetze war immer: Blicke in die Geschichte 32
Anarchiekritik von Links 34
Sympathie für die Anarchie – oft absurd wie die Hetze 38
Was bleibt an zentralen Definitionspunkten? 40
Varianten des Anarchismus 42
Anarchistische Zeiten. Geschichte mit und ohne Herrschaftskämpfen 47
Sein. Schein. Wirklichkeit 54
Who is who im deutschsprachigen Anarchismus? 54
Erscheinungsformen anarchistischer Strömungen 78
3 Theorien, Lücken und blinde Flecken 83
Aktuelle Theorieansätze. Worüber Anarchistinnen nachdenken, wenn sie denken 83
Zu wenig: Das traditionelle Verständnis von Herrschaft 84
Verschlafen oder vergessen: Moderne Herrschaftsanalyse 88
Das Menschenbild im Anarchismus 93
Das Gute aus dem transzendenten „Off": Was ist Moral und wozu dient sie? 95
Die Moralen der Anarchistinnen und Gutmenschen 97
Libertär und brav: Der anarchistische Knigge 103
Anarchistischer Gedankenbrei: Religion – nein! Höhere Werte – ja, doch…? 106
Anarchie und Demokratie. Die Gleichsetzung des Unvereinbaren 108
Sieben Mal: Anarchie und (Basis-)Demokratie sind unvereinbar! 108
Anarchistische Kritik an Staat und Demokratie 120
Trotzdem: Anarchistinnen für die (verbesserte) Demokratie 122
Positiver Bezug auf das Volk 127
Sozialer Organismus 129
Anarchie gleich Basisdemokratie? 129
Anarchie gleich Direkt-Demokratie? 132
Konsensdemokratie 134
Der Konsens als Waffe – Beispiele politischer Konkurrenzkämpfe 141
Kritik der Demokratiebefürwortung 148
Wenn die Marktwirtschaft zum anarchistischen Ideal wird 149
Markt oder Staat – die falsche Frage 152
Einzelfragen 154
Die Schnittstellen zu Marktwirtschaft und Bürgerlichkeit 162
Parecon – krude Wirtschaftstheorie anarchistischen Kreise 164
Alternativökonomie 167
Kritik 168
Libertärer Kommunismus oder gegenseitige Hetze zwischen Anarchistinnen und Marxistinnen? 171
Vergleiche 173
Unterschiede im Detail 173
Anarchokritik und -hetze gegen (autoritären) Kommunismus/Sozialismus 180
Sozialistische und kommunistische Kritik und Hetze 185
Zusammengedacht: Marxismus und Anarchismus 187
4 Strategien und Streitfragen 189
Frei von Inhalt? Hauptschwächen anarchistischer Konzepte – emanzipatorisch geprüft 189
Angst vor der eigenen Konsequenz: Sicherheit und Kontrolle statt dynamischer Offenheit 189
Revolution oder Reform? Vom seltsamen Gegensatz zweier oft dummer Konzepte 193
Von Quantitäten und Qualitäten 193
Radikalität? 197
Fragend voran 199
Ein Update für die Anarchie bitte 200
Die Völker des kleines M@nnes – Anarchie, Kollektiv und kollektive Identität 201
Egal was, Hauptsache Einheit und/oder Kollektiv 202
Erscheinungsformen und Steigerung 206
Anarchistinnen pro Kollektiv 215
Anarchistinnen als Kollektiv: Wir und die anderen 216
Anarchistische Kritik des Kollektiven 219
Angst essen Freiheit auf: Kontrollwahn in anarchistischer Theorie & Praxis 222
Anarch@s für Kontrolle 222
Anarchismus von Polizei bis Knast 224
Spätestens in der Krise: Demokratisierung von Entscheidungsprozessen 234
Naives Machtverständnis: Hierarchien schöngeredet 225
Gegenentwürfe: Herrschaftskritische Positionen 238
Das Doppeldogma: Gewaltfreiheit oder Militanz – ist das eine Frage? 241
Trotzdem: Gewalt als zentraler Punkt – pro und contra 245
Die Argumente pro Gewaltfreiheit – und was davon zu halten ist 245
Offene Fragen und blinde Flecken 254
Ist die Gewaltfrage wichtiger als andere Aspekte? 261
Gut und Böse: Identitätsstiftende Kraft der Gewaltfreiheit 262
Wie eine Religion: Gewaltfreiheit als Gesamtideologie 264
Pro Gewalt: Notwendig oder Fetisch? 267
Zur Bedeutung von Militanz als Protestform 270
Perspektiven zur Gewaltfrage jenseits von Hegemonialkämpfen 276
Für eine Protestkultur emanzipatorischer Vielfalt und Aneignung 277
Fazit: Mehr Hirn! 281
Die wichtigen Fragen stellen! 286
5 Defizite – in die Praxis umgesetzt 289
Blicke vor und hinter die Kulissen: Wie sieht die Praxis der Anarchistinnen aus? 289
Anarchistische Aktion 289
Anarchistische Organisierung 295
Projekte und Keimzellen 302
Wir sind gut, weil alt – Anarchie als Nabelschau 304
Moderne Formen von Hierarchie: Wie geht Dominanz in hierarchiekritischen Gruppen? 306
Modern führen: Das Methodenpaket für versteckte Dominanz 307
Herrschen, ohne dass es jemand merkt: Instrumentalisierung 315
Kontrolle der Außenvertrefung 318
Nase vorn: Instantaktionen und Bewegungsagenturen als Anführer der Modernisierung 325
Von Staat und Bewegungsoligarchen gefürchtet: Unberechenbarer Protest… 330
6 Perspektiven 331
Theorie für Anarchie. Ein Update – (Neue) Anarchistinnen braucht das Land!? 331
Herrschaftsanalyse modernisieren 332
Wissensbasierte Radikalität: Wissenschaftlicher Anarchismus? Materialismus für Anarchistinnen? 333
Emanzipation: Der Mensch im Mittelpunkt 339
Das neue Subjekt: Alle, aber unterschiedlich 340
Strategie für die Anarchie 343
Wie kann es weitergehen? Konkrete Vorschläge und neue Ansätze für die praktische Anarchie 349
Anarchie für alle: Herrschaftsfreies leben und Überleben im Alltag 349
Anarchie für Gruppen: Organisierung ohne Hierarchien 358
Anarchie für Betriebe: Produktion und Verteilung 372
Anarchie in Aktion: Intervention ins Hier & Jetzt 377
Anarchie für Träume und Träumerinnen: Theorieentwicklung und Utopiedebatte 395
Was Hoffnung macht: Blicke über die Grenzen 397
Literatur 400