Die Lebenszeugnisse Oswalds von Wolkenstein: Edition und Kommentar. Bd. 1: 1382-1419, Nr. 1-92

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Oswald von Wolkenstein (um 1376–1445) gilt mit Recht als einer der markantesten Vertreter mittelalterlicher deutscher Lyrik. Als früher Vertreter der Mehrstimmigkeit hat er seine Zeitgenossen mit unterschiedlichsten Liebesliedern und Genreszenen überrascht. Der größere Teil seiner literarisch-musikalischen Hinterlassenschaft ist jedoch einstimmig vertont und betrifft vor allem autobio-graphische Reflexionen und Erzählungen sowie Religiöses und Didaktisches. Dabei hat er eine ungewöhnliche Fülle von Themen und Motiven aufgegriffen, hat literarische Traditionen variiert, mit Persönlichem aufbereitet und häufig parodiert. Seine Faszination beschränkt sich nicht auf dieses literarisch-musikalische Werk. Aus Urkunden, Akten, Erwähnungen in Handschriften anderer Autoren, aus bildlichen Darstellungen, Wappen, Siegeln sogar aus Burgruinen erschließt sich dem Interessenten ein einzigartig scheinender, in Wahrheit eher typischer Lebenslauf eines spätmittelalterlichen Ritters. Zugleich öffnet sich die Tür zum Blick auf ein Zeitalter, in dem Krieg und Diplomatie, Fürstendienst und Adelspolitik, die Praxis des Rechtswesens und eine alles umfassende, wenn auch heute schwer verständliche Gottesfurcht das Leben gehobener Schichten bestimmt haben. Die systematische Suche nach einschlägigen Dokumenten in Archiven, Bibliotheken und Privatsammlungen Österreichs, Italiens, Deutschlands, der Schweiz sowie in Slowenien und Tschechien hat eine ansehnliche Materialsammlung von rd. 700 Stücken mit direkter Namensnennung Oswalds von Wolkenstein oder zumindest seiner indirekten Erwähnung gebracht, die in ihrer Art wohl einzigartig ist. Anhand der daraus erwachsenen vierbändigen Edition kann erstmals das Leben, Handeln und Denken einer nichtfürstlichen Person des Mittelalters, die zudem als Künstler von eminentem Interesse ist, durch eine Vielzahl von historischen Zeugnissen bis ins Detail ausgeleuchtet werden. Die im nun vorliegenden ersten Band enthaltenen Dokumente aus dem Zeitraum von 1382 bis 1419 werden nach dem bewährten Muster historischer Urkundenedition mit Kopfregesten und beschreibendem Apparat präsentiert und personenbegleitend kommentiert. Die Wiedergabe der Texte erfolgt in präzis dokumentierter Form. Im ersten Band lernt der Leser einen zweitgeborenen Sohn aus rittermäßiger Familie, Lehnsmann des Bischofs von Brixen und zugleich Mitglied des landsässigen Adels der Grafschaft Tirol bei seinen umtriebigen Bemühungen um Aufstieg kennen. Nach unsteten Jahren als adeliger Krieger, Kreuzfahrer und Diplomat sowie nach relativ vergeblichen Versuchen, als Verwaltungsfachmann, Rechtskenner und Adelspolitiker zu höherem Ansehen zu gelangen, gewinnt er mit seiner Aufnahme in die Dienste König Sigmunds von Luxemburg eine Sonderstellung als Agent zwischen dem Reichsoberhaupt und dem gegen seinen österreichischen Landesfürsten rebellierenden Tiroler Adel. Allerdings muß er die Verbesserung seiner Vermögenslage, seine Rangerhöhung und Teilhabe an der Macht mit Gefährdung seines Besitzes und Lebens erkaufen, wie der zweite Band zeigen wird. Im dritten und vierten Band soll der arrivierte Oswald von Wolkenstein als Politiker im Dienste des Reichs und der Grafschaft Tirol vorgestellt werden.

Author(s): Anton Schwob, Karin Kranich-Hofbauer, Ute Monika Schwob, Brigitte Spreitzer (Hrsg.)
Publisher: Böhlau Verlag
Year: 1999

Language: German
Pages: 464
City: Wien

Vorwort vii
Verzeichnis der Siglen und Abkürzungen xi
Verzeichnis der benützten Archiv- und Bibliotheksbestände xiii
Verzeichnis der mehrfach genannten Handschriften und deren Beschreibungen xvii
Einleitung xxiii
Die Lebenszeugnisse Oswalds von Wolkenstein
Edition und Kommentar: Nr. 1-92 1
Literaturverzeichnis 339
Stammtafeln der Familien Vilanders und Wolkenstein 377
Personenregister 383
Ortsregister 405