Vor dem Beginn der industriellen Revolution erfolgte die Energieversorgung des Landes
nach heutigem Verständnis in vollem Umfang durch sogenannte "erneuerbare
Energien". Für die Produktionsprozesse etwa in Schmieden und Mühlen waren Wind und
Wasserkraft die tragenden Säulen, für die Wärmeversorgung spielte der nachwachsende
Rohstoff Holz die entscheidende Rolle. Erst die Nutzung von fossilen Energieträgern
für Wärmekraftmaschinen, Verkehr, Elektrizität und Wärme hat in den vergangenen
250 Jahren einen in der Menschheitsgeschichte einmaligen und beispiellosen
Wohlstandsschub und Fortschritt überall in der Welt bewirkt.
Doch ist das der richtige Weg gewesen? Wurde dieser Wohlstand nicht mit einem unmäßigen
Raubbau an der Natur und an den beschränkten Ressourcen des Planeten
viel zu teuer erkauft? Sind nicht die menschengemachte Erhöhung des Kohlendioxidgehalts
unserer Atmosphäre und der Anstieg der Erdtemperaturen die Strafe der
Natur für diese ungezügelte Ressourcenverschwendung?
Seien wir ehrlich: Die Nutzung natürlicher und nachhaltiger Energiequellen zur Energieversorgung
ist ein sehr überzeugendes Konzept, ein geradezu weltbewegender Gedanke.
Keine rauchenden Schlote, kein gigantischer Kohletagebau, kein radioaktiver
Abfall, keine Endlager, keine stinkenden Auspuffgase aus unseren Autos und Lkws.
Qualitativ ist die Energiewende eine phänomenale und zukunftsweisende Strategie.
Wer wollte sich ihr ernstlich entziehen, oder, schlimmer noch, gegen sie argumentieren
oder gar opponieren? Sollte es nicht möglich sein, unsere modernen und fortgeschrittenen
Technologien erfolgreich für eine nachhaltige Energieversorgung zu nutzen?
Aus alter Gewohnheit betrachten Naturwissenschaftler und Ingenieure technische
Probleme und Aufgabenstellungen in Zahlen, Daten und Fakten. Sie beleuchten die
Konzepte quantitativ in Bezug auf physikalische Gesetzmäßigkeiten und den dadurch
verursachten technischen und wirtschaftlichen Aufwand. Als der amerikanische Präsident
Kennedy 1962 mit seinem berühmten Satz "Ich glaube, daß diese Nation sich
dazu verpflichten sollte, noch vor dem Ende dieses Jahrzehnts das Ziel zu erreichen,
einen Menschen auf dem Mond landen zu lassen und ihn dann sicher wieder zur Erde
zurückzubringen" das größte technische Großprojekt der Menschheitsgeschichte angekündigt
hatte, haben Ingenieure und Physiker die Stirn in Falten gelegt: Dem Präsidenten
schien nicht klar zu sein, daß man ein knapp 3000 Tonnen schweres, hochexplosives
Tanklager in den Himmel schießen mußte um Menschen zum Mond und wieder
zurück zu bringen. Der durchschlagende Erfolg des Mondlandeprogramms binnen
weniger Jahre und der dadurch bewirkte gigantische Fortschritt, insbesondere auch in
den Informationstechnologien sind heute praktisch allgegenwärtig.
Bei der Energiewende und der allerorten diskutierten "Dekarbonisierung" liegen die
Dinge genauso wie bei der Ankündigung des Mondlandeprogramms, nur die Zahlen
sind anders. Wenn ein Ingenieur bei einer physikalischen Größe die Vorsilbe "Tera",
etwa bei der Energie-Einheit Terawattstunden (TWh), nur liest, wird er hellhörig. Er
weiß sofort, es geht um gigantische Beträge, die so groß sind, daß er sie sich in Analogien
versinnbildlichen muß: Unser jährlicher Stromverbrauch liegt bei 600 TWh. Mit
diesem Energiebetrag könnte man den ganzen Bodensee mit seinen 48 Kubikkilometern
Inhalt in 4600 Meter Höhe buchstäblich in den Himmel pumpen. Unser gesamter
jährlicher sogenannter Primärenergieverbrauch für die Sektoren Strom, Verkehr, Heizung,
Prozeßwärme liegt bei 3600 TWh, also nochmal um den Faktor 6 über unserem
Stromverbrauch. Und dieser gigantische Energiebetrag wird fast vollständig durch fossile
Energieträger bereitgestellt. Mit 600 TWh kann man den ganzen Chiemsee zum
Kochen bringen und zu einem guten Drittel verdampfen. Damit stehen die Größenordnungen
des Projekts fest und zu ihrer Ermittlung braucht es weder anspruchsvolle
Mathematik noch komplizierte physikalische Modelle. Für die "Berechnung" reichen
Grundrechenarten und ein Blatt Papier. Diese quantitative Seite der Energiewende
stand von Anfang an unabänderlich fest. Die Energiewende ist ein gigantisches Megaprojekt,
gegen das der Berliner Flughafen unter der Rubrik Jugend forscht abgelegt
werden kann. Daß unsere Jugend dagegen Spitzenleistungen abliefert, wenn sie bei
Jugend forscht dabei ist, ist eine andere Angelegenheit.
Um diese rein zahlenmäßige Analyse drückt sich die Wissenschaft und noch mehr die
Politik seit Jahren herum und ergeht sich in wolkigen Allgemeinplätzen.
Ein Buch, das diese quantitative Seite der Energiewende im Detail betrachtet und beleuchtet,
war lange überfällig. Es ist eine gewissenhafte und detaillierte Analyse der
Technologien und des Aufwands einer "Energiewende", die sich am Ende als Illusion
erweisen wird. Diese Energiewende ist schon lange gescheitert: an den Gesetzen der
Physik, an den Gesetzen der mathematischen Statistik und an den Gesetzen der Ökonomie.
Author(s): Klaus Maier
Edition: 1
Publisher: tredition GmbH
Year: 2020
Language: German
Pages: 522
City: Hamburg
Tags: electric power supply, energy, electricty, volatile renewable energies
Titelseite
Geleitwort
Vorwort
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
1. Teil
2 Wir haben nur eine Erde!
3 Klimawende und Klimakatastrophe
4 Risikowahrnehmung
5 Qualitativ und quantitativ
6 Energie - was ist das?
7 Arbeitsplätze
8 Umweltschutz und Nachhaltigkeit
9 Technik und Ideenreichtum
10 Das Stromversorgungssystem
11 Heizen und Dämmen bei Gebäuden
12 Die Mobilitätswende
13 Energiesparen
14 Die Energiewende mit Sektorkopplung
15 Die "Abrechnung"
16 Gegenkonzept zur Energiewende
2. Teil
17 Die Welt in unserem Kopf
18 Das Vorsorgeprinzip
19 Der Klimawandel
20 Die Klimakatastrophe verhindern
21 Widerlegung der CO2-Theorie
22 Weltenergiebedarf
23 Die Energiewende - Kosten vs. Nutzen
24 Das Volatilitätsproblem
25 Das Stromnetz
26 Dezentrale Stromversorgung
27 Ausstieg aus Kohle und Kernkraft
28 Kernenergie
29 Speicherkonzepte
30 Sektorkopplung und Technik
31 Jede Menge Ideen ...
32 Ausbaugrenze der VEE
33 Wetterstochastik
34 Flexibilisierung, Smart Grid
35 "Peak Oil"und Rohstoffe
36 Biokraftstoffe
37 Die Mobilitätsfrage
38 Ergebnisse aus eigenen Berechnungen
39 Andere Studien
3. Teil
40 Grundlagen der Berechnung
41 Szenario S7 mit 90 % CO2-Einsparung
42 Anhang
42.1 Glossar
42.2 Diagramme
42.3 Abbildungs- und andere Verzeichnisse
42.4 Quellen und Hinweise
42.5 Stichwortverzeichnis