In diesem Buch geht es um den Konflikt zwischen Papst Johannes XXII. und Kaiser Ludwig dem Bayern, der zur letzten großen Auseinandersetzung zwischen Papsttum und Kaisertum im Mittelalter wurde. Der Philosoph Marsilius von Padua nahm in diesem Konflikt mit seinem 'Defensor pacis' (1324) und anderen Schriften publizistisch Partei gegen die papalistischen Ansprüche seiner Zeit und entwickelte in seinem bald als häretisch verurteilten Hauptwerk, das heute als 'Klassiker des politischen Denkens' gilt, eine Theorie der gegenüber der kirchlichen Hierarchie souveränen politischen Gemeinschaft. Seit Langem wird in der Geschichtswissenschaft und anderen Disziplinen die Frage gestellt, welchen Einfluss Marsilius von Padua, der zum Ratgeber Ludwigs des Bayern aufstieg, vor allem während des Romzugs (1327-1329) auf den Herrscher hatte. Frank Godthardt untersucht auf breiter Quellenbasis, inwieweit politische und ekklesiologische Grundsätze des Marsilius im politischen Handeln Ludwigs wirksam wurden, besonders bei der Kaiserkrönung ohne Papst, dem kaiserlichen Absetzungsurteil gegen Johannes XXII., der Wahl und Einsetzung des letzten kaiserlichen Gegenpapstes, und der Kirchenpolitik in Italien.
Author(s): Frank Godthardt
Series: Nova Mediaevalia. Quellen und Studien zum europäischen Mittelalter, 6
Publisher: V&R Unipress
Year: 2017
Language: German
Pages: 534
City: Göttingen
Vorwort
1 Einleitung
1.1 Einführung
1.2 Forschungsstand
1.3 Quellenlage
2 Das Leben des Marsilius von Padua vor dem Romzug
2.1 Die Studienzeit in Padua und Paris
2.2 Die Abreise aus Paris: eine Flucht?
2.2.1 Zeit der Abreise
2.2.2 Äußere Ursachen?
2.2.3 Beweggründe
2.3 Die Aufnahme an König Ludwigs Hof
3 Die politischen Schriften des Marsilius von Padua
3.1 Der Defensor pacis
3.2 Der Tractatus de translatione imperii
3.3 Der Defensor minor
3.4 Andere Schriften
4 Zur politischen Theorie des Marsilius von Padua
4.1 Grundlagen: Gesetzgeber und Regierung in der politischen Gemeinschaft
4.2 Das Kaisertum
4.2.1 Die Wahl des Kaisers
4.2.2 Der römische König und Kaiser als princeps Romanus
4.2.3 Die Kaiserkrönung
4.2.4 Der populus Romanus
4.2.5 Das nicht-universale Kaisertum
4.2.6 Die translatio imperii
4.2.7 Zusammenfassung
4.3 Die Kirche in der politischen Gemeinschaft
4.3.1 Die gläubigen Gesetzgeber und die Priesterschaft
4.3.2 Der höchste gläubige Gesetzgeber und das allgemeine Konzil
4.3.3 Kaiser und Papst
4.3.4 Zusammenfassung
4.4 Gelehrte Ratgeber und politische Gemeinschaft
5 Der Romzug Ludwigs des Bayern I: Auf dem Weg zur Kaiserkrönung
5.1 Der Aufbruch nach Italien
5.2 Die neuen päpstlichen Prozesse
5.3 Ludwigs Königskrönung in Mailand
5.4 Marsilius als Verwalter des Erzbistums Mailand
5.5 Verhandlungen um die Kaiserkrönung
5.6 Ludwigs römische Volksversammlung auf dem Kapitol
5.7 Der Verlauf der Kaiserkrönung
5.8 Die Konsekratoren und Koronatoren
5.8.1 Die päpstlichen Prozesse als Quellen
5.8.2 Die Konsekratoren: drei italienische Bischöfe
5.8.3 Die Koronatoren: vier Syndici des römischen Volkes
5.8.4 Der Capitano del popolo Sciarra Colonna als Hauptkoronator?
5.8.5 Die Rolle des Stadtpräfekten Manfredi di Vico
5.9 Die Kaiserkrönung im Urteil der erzählenden Quellen
5.10 Die Kaiserkrönung in der Auffassung Kaiser Ludwigs
5.10.1 Gloriosus Deus (1328)
5.10.2 Akten der Rekonziliationsverhandlungen mit der Kurie (1331–1343)
5.10.3 Kaisergesetze und Denkschriften (1338/1339)
5.11 Der Einfluß von Marsilius und Johannes von Jandun auf die Kaiserkrönung im Spiegel der Quellen
5.12 Zusammenfassung
6 Der Romzug Ludwigs des Bayern II: Kaiser und Kirche
6.1 Marsilius als vicarius in spiritualibus von Rom?
6.2 Die Absetzungserklärung gegen Papst Johannes XXII.
6.2.1 Die drei Kaisergesetze vom 14. April 1328
6.2.2 Das Absetzungsurteil Gloriosus Deus vom 18. April 1328
6.2.3 Die Absetzung Johannes' XXII. in den erzählenden Quellen
6.2.4 Der Einfluß von Marsilius und Johannes von Jandun auf die Papstabsetzung im Spiegel der Quellen
6.3 Die Erhebung des Gegenpapstes Nikolaus V.
6.3.1 Das Kaisergesetz vom 23. April 1328
6.3.2 Die Wahl durch Kaiser, Klerus und Volk von Rom
6.3.3 Die Einsetzung durch Kaiser Ludwig am 12. Mai 1328
6.3.4 Die Weihe durch Bischof Giacomo Alberti
6.3.5 Die Legitimität der kaiserlichen Papsterhebung in den erzählenden Quellen
6.3.6 Die Erhebung des neuen Papstes in der Auffassung Kaiser Ludwigs
6.3.7 Der Einfluß von Marsilius und Johannes von Jandun auf die Papsterhebung im Spiegel der Quellen
6.4 Gegenseitige Krönungen Nikolaus' V. und Ludwigs des Bayern?
6.4.1 Die Krönungen vom 22. Mai 1328 in den chronikalischen Quellen
6.4.2 Die Krönungen vom 22. Mai 1328 in den urkundlichen Quellen
6.4.3 Erörterung
6.5 Die kaiserlichen Urkunden für Johannes von Jandun
6.5.1 Die Ernennung zum Bischof von Ferrara
6.5.2 Die Bestallung als kaiserlicher secretarius und consiliarius
6.6 Das Ende des Italienzuges
6.7 Zusammenfassung
7 Ausblick: Marsilius von Padua und Ludwig der Bayer nach dem Romzug
7.1 Zur Verwendung des Defensor pacis in der kaiserlichen Kanzlei
7.2 Marsilius in Ludwigs Rekonziliationsverhandlungen mit der Kurie
8 Zusammenfassung
Quellen- und Literaturverzeichnis
Siglenverzeichnis
Quellen
Ungedruckte Quellen
Gedruckte Quellen
Urkundliche Quellen
Historiographie
Publizistik
Rechtsquellen
Übersetzungen
Literatur