Gallo-römische Bischöfe und ihr wachsender Einfluss während Spätantike und Frühmittelalter haben in der Forschung seit einiger Zeit Konjunktur. Während bisherige Arbeiten dabei zumeist auf verschiedene Gesichtspunkte bischöflicher Autorität abzielten, nimmt Till Stüber solche Situationen in den Blick, in denen bischöfliche Macht herausgefordert wurde und an ihre Grenzen stieß. In seiner Untersuchung zu Loyalitätskonflikten zwischen Bischöfen und Königen geht er zum einen der Frage nach, welche politischen und sozialen Konstellationen für das Aufkommen der Konflikte verantwortlich waren. Zum anderen untersucht er, wie die Zeitgenossen mit den Konfliktsituationen umgingen. Dabei zeigt sich, dass durch die Austarierung der Zuständigkeitsbereiche der königlichen und bischöflichen Gerichtsbarkeit konkrete Mechanismen entwickelt wurden, die den beteiligten Akteuren eine einvernehmliche Beilegung der Auseinandersetzungen in Aussicht stellten. Indem bewusst darauf verzichtet wird, die Thematik aus einer klassisch-verfassungsgeschichtlichen Perspektive zu betrachten, und statt dessen auf die historischen Akteure fokussiert wird, verspricht die Untersuchung neue und grundsätzliche Einblicke in das Verhältnis von Königtum und Episkopat.
Author(s): Till Stüber
Series: Millennium-Studien / Millennium Studies, 82
Publisher: Walter de Gruyter
Year: 2020
Language: German
Pages: 562
City: Berlin
Vorwort | VII
Teil I: Forschungsstand und methodische Vorbemerkungen
1. Einleitung | 3
2. Tendenzen der Forschung und Exposition des Untersuchungsgegenstands | 7
3. Fragestellung und Vorgehen | 30
Teil II: Fallstudien
1. Fallstudien zum tolosanischen Westgotenreich | 41
1.1. Crocus und Simplicius: zwei Bischöfe im Exil | 41
1.1.1. Crocus | 41
1.1.2. Simplicius von Bourges | 49
1.1.3. Fazit | 54
1.2. Sidonius Apollinaris von Clermont | 58
1.3. Faustus von Riez | 68
1.4. Marcellus von Die | 78
1.5. Zwei Exilierungen im westgotischen Tours | 88
1.5.1. Volusianus von Tours | 89
1.5.2. Verus von Tours | 96
1.5.3. Fazit | 100
1.6. Caesarius von Arles | 100
1.6.1. Der erste Verratsvorwurf gegen Caesarius | 108
1.6.2. Der zweite Verratsvorwurf gegen Caesarius | 120
1.6.3. Fazit | 128
1.7. Quintianus von Rodez/Clermont | 129
2. Fallstudien zu den merowingischen Teilreichen | 144
2.1. Nicetius von Trier | 144
2.2. Leontius II. von Bordeaux und der Konflikt um Emerius von Saintes | 165
2.3. Munderich von Langres | 185
2.4. Sagittarius von Gap und Salonius von Embrun | 198
2.5. Zwei Konflikte unter Chilperich I. | 218
2.5.1. Praetextatus von Rouen | 218
2.5.2. Gregor von Tours | 243
2.6. Konflikte vor dem Hintergrund der Gundowald-Affäre | 265
2.6.1. Theodor von Marseille | 265
2.6.2. Zur Funktion des Zweiten Konzils von Mâcon (a. 585) | 288
2.7. Egidius von Reims | 312
2.8. Desiderius von Vienne | 326
2.9. Konflikte im Zuge der Machtübernahme Chlotars II. in Burgund (a. 613/4) | 346
Teil III: Auswertung
1. Konfliktgenerierende Faktoren | 371
1.1. Loyalität gegenüber auswärtigen Herrschern | 373
1.2. Unterstützung oppositioneller Netzwerke | 387
1.3. Geographische Lage des Metropolitansprengels | 389
1.4. Auseinandersetzungen innerhalb des Bistums | 397
1.5. Bischöfliche Identität | 404
1.5.1. Sagittarius und Salonius: Günstlinge des Königs | 405
1.5.2. Nicetius von Trier: im Spannungsfeld von Norm und Politik | 410
1.5.3. Leontius von Bordeaux: der gescheiterte Herausforderer | 415
2. Austrag und Bewältigung von Loyalitätskonflikten | 419
2.1. Bischöfe vor Gericht | 419
2.1.1. Der Befund der normativen Texte | 422
2.1.2. Zwischen Konzil und Königsgericht | 436
2.2. Aspekte informaler Konfliktbewältigung | 466
2.3. Zur narrativen Darstellung bischöflicher Konflikte | 472
3. Fazit | 487
Quellen | 491
Literatur |500
Abbildungs- und Tabellenverzeichnis | 539
Indizes | 541
Personenindex | 541
Ortsindex |548