Fast vier Jahrzehnte herrschte Robert Mugabe über Simbabwe, bis er im November 2017 zum Abgang gezwungen wurde. Welche Entwicklung hat das Land seither genommen? Sind die Reformen, die Mugabes Nach-folger Emmerson Mnangagwa angekündigt hat, bereits umgesetzt oder zumindest initiiert worden? Die Analyse zeigt, dass die derzeitige Akteurskonstellation in Simbabwe einem wirklichen politischen und ökonomischen Wandel im Wege steht. Dem Präsidenten ist es nicht gelungen, Zweifel an seiner Reformwilligkeit zu zerstreuen und sichtbare Veränderungen zu bewirken. Machtkämpfe in der Mehrheitspartei ZANU-PF blockieren die Reformprozesse. Zudem hat sich die Polarisierung zwischen der Regierung einerseits und der Opposition und Teilen der Zivilgesellschaft andererseits seit den Wahlen im Juli 2018 weiter verschärft.
Internationale Geber befinden sich in einer Zwickmühle. Sie registrieren die Zuspitzung der ökonomischen und sozialen Krise in Simbabwe, können aber angesichts der Schwerfälligkeit des Reformprozesses und des gewaltsamen Vorgehens gegen die Opposition nicht einfach zu einer Normalisierung der Beziehungen zu Simbabwe übergehen. Die Studie plädiert trotzdem dafür, von neuen Sanktionen abzusehen und den Dialog mit der simbabwischen Regierung aufrechtzuerhalten. Denn Sanktionen würden höchstwahrscheinlich zur Abkopplung Simbabwes vom Westen führen und die Lebensbedingungen der Zivilbevölkerung weiter verschlechtern. Die desperate ökonomische Situation des Landes bietet einen Hebel, um auf die Führung in Harare einzuwirken. Deutschland und die EU sollten dieses Gelegenheitsfenster nutzen, sich für ein geschlossenes Auftreten aller Geber einsetzen und klare Bedingungen formulieren, die die Regierung Simbabwes erfüllen muss, bevor sie auf Unterstützung rechnen darf.
Author(s): Melanie Müller
Series: SWP Studie; 2019/7
Publisher: Stiftung Wissenschaft und Politik
Year: 2019
Language: German
Pages: 42
City: Berlin
5 Problemstellung und Empfehlungen
7 Das System Mugabe
10 Eine neue Ordnung mit Emmerson Mnangagwa?
12 Parteien in der Post-Mugabe-Zeit
12 Die ZANU-PF
14 MDC Alliance
17 Nichtregierungsorganisationen und soziale Bewegungen
17 Gespaltene Zivilgesellschaft
18 Apathie der Jugend
20 Diaspora ohne Stimme
20 Die Kirche als unabhängiger Akteur
22 Reformfelder und Konfliktdynamiken
22 Anerkennung des Wahlergebnisses von 2018
23 Ökonomische Reformen
26 Demokratische Reformen
28 Aufarbeitung der Vergangenheit
29 Die Rolle des Sicherheitssektors
31 Das Verhältnis zu anderen Staaten und internationalen Organisationen
36 Schlussfolgerungen
36 Reformhindernisse und Reformtreiber
37 Anknüpfungspunkte für deutsche und europäische Akteure
38 Abkürzungen