Sonderabdruck aus den 'Verhandlungen der Gelehrten Estnischen Gesellschaft zu Dorpat', Bd. 11 & 14.
Mit sechszehn lithographirten Tafeln.
Stephan, Dichter des 14. Jahrhunderts, war (Geistlicher [?] und) Schulmeister zu Dorpat oder doch im dörptischen Bisthum, dessen Bischofe Johannes von Fyffhusen er zwischen 1357 und 1375 sein Schachgedicht in mittelniederdeutschen Reimen darbrachte. Er bekennt uns selbst, daß seine Begabung ihm das Dichten nicht leicht machte, daß zumal die Fülle der Amtsgeschäfte, im Bunde mit körperlicher Schwäche, ihm für die poetische Nebenarbeit nur wenig Kraft und Zeit ließ. Aber diese Beengung zeigt sich wesentlich und nicht ungünstig darin, daß er sich möglichst kurz faßte. Weder Reime und Verse, unter|denen ein vereinzelter Dreireim vielleicht nur der Ueberlieferung zur Last fällt, noch die Sprache, die sich der estnischen Localfärbung mit einer Ausnahme sorgfältig enthält, noch die Behandlung des Inhalts verräth Nachlässigkeit. Auch St. bearbeitet lediglich und meist in engem Anschluß an die Vorlage das allegorische lateinische Schachbuch des lombardischen Dominicaners Jacob v. Cessolis, das ihm in einer der Wolfenbüttler Handschrift 42. 3. Aug. (K) — und dem Drucke der Berner Stadtbibl. Inc. III, 109 — nahestehenden Ueberlieferung vorgelegen haben muß.
Stephan's Gedicht ist lediglich erhalten in einem lübischen Drucke etwa aus d. J. 1498 und wurde danach herausgegeben in den 'Verhandlungen der Gelehrten Estnischen Gesellschaft zu Dorpat' Bd. XI (1883); dazu ein gutes Glossar von W. Schlüter, ebenda Bd. XIV (1889; auch Norden und Leipzig 1889); abschließende Untersuchungen über den Verfasser und sein Werk sind in nahe Aussicht gestellt. Vgl. vorläufig P. Zimmermann, 'Meister Stephans Schachbuch', im 'Korrespondenzblatt des Vereins f. niederd. Sprachforschung IX', S. 22—32.
Author(s): Stephan von Dorpat, Wolfgang Schlüter (Hrsg.)
Publisher: Diedrich Soltau's Verlag
Year: 1889
Language: German
Pages: 370
City: Norden & Leipzig