Die über 300-jährige römische Geschichte von Wien hinterließ nur wenige im heutigen Stadtbild sichtbare Spuren. 150 Jahre Archäologie und Altertumsforschung bewirkten war eine klare Vorstellung über Größe und Aussehen des Legionslagers Vindobona, über die angrenzende, in der Antike dicht besiedelte Lagervorstadt blieb aber vieles im Dunkeln. Erst die Erkenntnis, dass große Teile dieser Siedlung schon in spätrömischer Zeit nicht mehr als Wohnstätte gedient hatten, sondern als ausgedehnte Friedhofsareale der nun innerhalb des Lagers lebenden Bevölkerung fungierten, brachte den Schlüssel zum Verständnis der historischen und siedlungschronologischen Abläufe an den Tag.
Eine Analyse der Gräber im Umkreis und innerhalb der 'canabae legionis' und ihrer Grabinventare hat nicht nur eine chronologische Einordnung der Bestattungen zum Inhalt. Erst durch sie ist es möglich, die wechselhaften Vorgänge in der Flächennutzung klar herauszufiltern: Sie vermag ein relativ schonungsloses Umwidmen von Gräberfeldern in Siedlungsraum zu dokumentieren, wie es mit den Bestattungen von Reitersoldaten 100 Jahre nach der Gründung des Legionslagers geschah. Sie zeigt Grenze und maximale Ausdehnung der canabae legionis allein auf Grund des römischen Tabus Gräber innerhalb der Wohnbezirke anzulegen und sie beleuchtet den allmählichen Schrumpfungsprozess der einst blühenden Stadt durch eine mit der Zeit beinahe flächendeckende Anlage von Körpergräbern innerhalb des ehemaligen Siedlungsraumes.
Author(s): Michaela Kronberger
Series: Monografien der Stadtarchäologie Wien, 1
Publisher: Phoibos Verlag
Year: 2005
Language: German
Pages: 344
City: Wien
Vorwort der Herausgeberin 9
Vorwort 10
Einleitung 11
Forschungsgeschichte 13
Topografie 21
Das Legionslager und die canabae legionis von Vindobona im Überblick 24
Die Grabstätten nach ihren Regionen 41
Befunde 88
Fundmaterial 118
Bestattungssitten 171
Anthropologische Untersuchungen 190
Auswertung - Ein topografisch-chronologischer Überblick 191
Zusammenfassung/Summary 207
Katalog der Gräber 211
Abkürzungs- und Literaturverzeichnis 289
Tafeln 299