Russlands Staatshaushalt unter Druck : Finanzielle und politische Risiken der Stagnation

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Die wirtschaftliche Stagnation und der demografische Wandel in Russland setzen den Staatshaushalt des Landes unter Druck. Seit Ende der 2000er Jahre befinden sich die Steuereinnahmen in einem Abwärtstrend. Die Ölabhängigkeit der Haushalte hat zugenommen und ist mit dem Fall der Ölpreise ab 2014 deutlich sichtbar geworden. Zuletzt stiegen die Energie-einnahmen zwar wieder. Die Reserven des Finanzministeriums sind aber deutlich geschrumpft. Der russische Staat muss seinen Bürgerinnen und Bürgern in Zukunft höhere Steuern und längere Lebensarbeitszeiten abverlangen, um die Stabilität der öffentlichen Kassen zu wahren. Für die paternalistische Sozialpolitik der vergangenen Jahre stehen weniger Mittel zur Verfügung, was dem russischen Regime die Legitimierung erschwert. Auch die künftige Finanzierung von Militär und Rüstungsgütern ist ungewiss. Gleichzeitig wirkt der Wettkampf um die Kontrolle der öffentlichen Ressourcen destabilisierend – gerade vor dem Hintergrund des drängender werdenden Problems der Nachfolge im Kreml. Bis zur Präsidentschaftswahl 2018 hat die russische Führung auf harte Einschnitte bei wichtigen Klientelgruppen wie Rentnerinnen und Rentnern sowie dem Militär verzichtet. Stattdessen wurden über viele kleinere Stell-schrauben zusätzliche Einkünfte generiert. Größtenteils gingen diese Maß-nahmen allerdings auf Kosten zukünftiger Einnahmen. Die Haushaltsmittel wurden stärker in Moskau zentralisiert, während die öffentliche Kontrolle über das Budget schwächer geworden ist. Deutlich wird dies an der zunehmenden Intransparenz und Geheimhaltung in der Haushaltsplanung. Auch Schattenhaushalte außerhalb der Reichweite der Finanzverwaltung sind angewachsen. In diesem Spannungsfeld entzünden sich zunehmend Elitenkonflikte, die Risiken für Putins vierte Amtszeit mit sich bringen.

Author(s): Janis Kluge
Series: SWP Studie; 2018/14
Publisher: Stiftung Wissenschaft und Politik
Year: 2018

Language: German
Pages: 50
City: Berlin
Tags: Russland, Volkswirtschaft

Problemstellung und Schlussfolgerungen
Schrumpfender Spielraum
Es liegt nicht nur am Ölpreis
Auswirkungen möglicher US-Sanktionen gegen russische Staatsanleihen
Russlands verdeckte Hypothek
Volatiler Ölpreis überfordert Haushaltsdisziplin
Fiskalregeln
Hindernisse in der Haushaltspolitik
Sozial- und Rentenpolitik wird teurer
Informalität erschwert gezielte Umverteilung
Rentner profitieren von Umverteilung
Rückkehr zum Paternalismus
Pensionen verstärken Ölabhängigkeit
Rückschritt statt Reform
Keine einfachen Lösungen
Verteidigungsausgaben haben Vorrang
Direkte Ausgaben für Militäroperationen in der Ukraine und in Syrien
Koalition für Rüstung
Risiko Rüstungsindustrie
Bisher kein Kurswechsel
Russischer Diskurs: Konzepte ohne Konsequenzen
Kudrins Budget-Manöver
Die »Strategie des Wachstums« aus dem Stolypin-Club
Kaum Aussicht auf Umsetzung
Probleme der Ausgabenkontrolle
Gewaltenteilung ausgehöhlt
Transparenz: Licht und Schatten
Am Haushalt vorbei: Öffentliche Mittel in Staatskonzernen
Dividenden: Eigenmächtige Energiekonzerne
Rosneftegas als Schattenhaushalt
Privatisierungen
Ausblick und Empfehlungen
Anhang
Abkürzungen