Die handschriftliche Überlieferung ist für die mittelalterliche Literatur immer von besonderer Bedeutung gewesen, und sie hat im Falle des Nibelungenliedes bekanntlich eine außergewöhnliche Rolle gespielt. Die Auseinandersetzungen wurden aber zum größten Teil auf Grund der kritischen Editionen und damit "in einer bedenklichen Ferne von den Handschriften" (Brakkert) geführt, denn die älteren Editionen, wie groß ihre Bedeutung für die Forschung auch ist, bieten eine normalisierte und emendierte Fassung, der der handschriftliche Text nicht immer mit Sicherheit zu entnehmen ist. Aus diesem Grund wendet man sich heute in stärkerem Maße wieder den Handschriften zu, und hauptsächlich diesem Tatbestand sind wohl die inzwischen recht zahlreichen Faksimileausgaben mittelalterlicher Handschriften zu verdanken. Es mag daher überflüssig erscheinen, sie auch noch diplomatisch abzudrucken. Die Reproduktionen sind jedoch nicht leicht zu lesen, abgesehen davon, daß sie selten und kostspielig sind. Darüberhinaus ist es wegen der unterschiedlichen und fehlenden Markierung der Verse und Strophen nicht einfach, sie zu vergleichen. Solchen Schwierigkeiten begegnet der vorliegende synoptische Druck, indem er die Originale in größtmöglicher Genauigkeit wiedergibt, sie aber zugleich in einer Form darbietet, in der sie mühelos zu lesen und zu vergleichen sind. Um die Gesamtheit der Überlieferung unmittelbar zur Geltung kommen zu lassen, ist dem Paralleldruck der Haupthandschriften ein Lesartenverzeichnis angeschlossen, das die weitere Überlieferung berücksichtigt. Es handelt sich also nicht um eine kritische Ausgabe, sondern um einen Abdruck, und das schließt ein, daß auf Bewertung und Auswertung der Lesarten in Bezug auf die Handschriftenverhältnisse verzichtet werden mußte. Der Abdruck soll nicht ein Beitrag zur Lösung spezieller Probleme der Textgeschichte und Interpretation sein, sondern als Arbeitsgrundlage dienen.
Author(s): Michael S. Batts (Hg.)
Publisher: Max Niemeyer Verlag
Year: 1971
Language: German
Pages: XII+898
City: Tübingen
Einleitung VII
Text 1
Anhänge
I Verzeichnis der Eigennamen in den Hss B, D, I, a, b, d 725
II Zusätze in den Hss a und b 795
III Abdruck der Fragmente T und m 797
IV Beschreibung der Hss 801
V Übersicht über den Strophenbestand der Hss 811
Abbildungen 823