Die "Þiðreks saga" im Kontext der altnorwegischen Literatur

Die "Þiðreks saga af Bern" ist eine altnorwegische Saga über Dietrich von Bern und seine zwölf Kämpen. Stofflich basiert sie in der Hauptsache auf (verlorenen) niederdeutschen Quellen, ist aber erst in einer norwegischen Pergamenthandschrift aus dem 13. Jahrhundert greifbar. Die Studie rückt den mutmaßlichen Entstehungs- und Aufzeichnungsort der Saga, die westnorwegische Hansestadt Bergen, in das Zentrum des Interesses. Sie war Sitz des norwegischen Königs Hákon IV. Hákonarson (reg. 1217-1263), der in seiner Regierungszeit Anschluß an die kontinentaleuropäische höfische Kultur suchte und Übersetzungsarbeiten u.a. aus dem arthurischen Stoffkreis anfertigen ließ. In der Arbeit werden die kontextuellen Bezüge der "Þiðreks saga" analysiert. Die "Þiðreks saga" läßt sich als ein Text im Kontext dieses altnorwegischen literarischen Milieus bestimmen: im Spannungsfeld von "Hanse und Hof". Sie weist strukturell, sprachlich und stilistisch sowie im Hinblick auf zentrale Muster und Ideologeme Spuren ihres Entstehungsmilieus auf, eines dynamischen Literaturbetriebs, der vielfältige Impulse vom Kontinent und aus England empfing und diese mit der einheimischen altnordischen Erzähltradition amalgamierte.