Im Zentrum dieser Arbeit steht die sogenannte "Österreichische Chronik von den 95 Herrschaften des Leopold von Wien", die dieser Ende des 14. Jahrhunderts in der Volkssprache und Prosa für Herzog Albrecht III. verfasste. Ihre Merkwürdigkeit besteht in einer 95 Fürsten zählenden, zu einem großen Teil fiktiven Herrschersukzession, mit der der Verfasser die österreichische Geschichte von der biblischen Patriarchenzeit bis in seine Gegenwart heraufführt. Angesichts der Überlieferung in mehr als 80 teilweise illuminierten Handschriften, Bearbeitungen und einer erheblichen Rezeption fragt man sich: Wie konnte es zu so einem historiographischen Unfall kommen und wieso war er allem Anschein nach auch noch so beliebt?
Author(s): Christoph J. Hagemann
Publisher: Universitätsbibliothek Heidelberg
Year: 2017
Language: German
Pages: 326
City: Heidelberg
Einleitung 9
I. Das historische Umfeld der "Chronik von den 95 Herrschaften" 23
I.1 Die Suche nach dem Verfasser – Leopold von Wien 23
I.1.1 Die Wiener Universität und die "Wiener Schule" 43
I.1.2 Die Funktion der Geschichtskompendien 47
I.2 Überblick: Die Habsburgischen Länder bis zum Ende des 14. Jahrhunderts 52
I.2.1 Ottokar und Rudolf 72
I.2.2 Albrecht I. 78
I.2.3 Friedrich "der Schöne" 93
I.2.4 Albrecht II. ("der Lahme") und Otto "der Fröhliche" 96
I.2.5 Rudolf IV. (der "Stifter") 100
I.2.6 Albrecht III. und Leopold III. 126
II. Institutionen und Geschichtsfiktion 145
II.1 "Institution" und das "Institutionelle" 148
II.2 Herrschaft als institutionalisierte Machtausübung 156
II.2.1 Totemismus und Genealogie 156
II.2.2 Verfasste Macht als kommunikatives Phänomen 165
II.3 Symbolizität und Symbole in institutionellen Ordnungen 171
II.4 Institutionelle Mechanismen 179
II.4.1 "Eigenraum" 181
II.4.2 "Eigenzeit" 187
II.4.3 "Eigengeschichte" 189
II.5 "Institutionelle Leitideen" 191
II.6 Vom literarischen Objekt zum literarischen Subjekt 194
II.6.1 Der Herold als Institution 196
II.6.2 "Die Chronik von den 95 Herrschaften" als heraldische Gebrauchsliteratur 199
III. Die weltchronistischen Passagen 203
III.1 Der Prolog (§ 1–8) 203
III.2 Buch I 214
III.2.1 Das erste Zeitalter 216
III.2.2 Das zweite Zeitalter 218
III.2.3 Das dritte Zeitalter 221
III.2.4 Das vierte Zeitalter 224
III.2.5 Das fünfte Zeitalter 226
III.3 Buch II: Die vorchristlichen Fabelfürsten 227
IV. Rezeption 239
IV.1 Die Rezeption in den Ostalpenländern im Kontext des Vormundschaftsstreits 239
IV.1.1 Thomas Ebendorfer 242
IV.1.2 Die Wappenwand in Wiener Neustadt 248
IV.2 Die Rezeption in Tirol und den Vorlanden 250
IV.2.1 Heinrich Gundelfingen 251
IV.2.2 Albrecht Bonstetten 254
IV.2.3 Jakob Mennel 263
V. Schlussbetrachtung 279
Bibliographie 283
Quellen- und Primärliteratur 283
Forschungsliteratur 285