Die andere Schweiz: Asyl und Aktivismus 1973-2000

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Angesichts der »neuen Flüchtlinge« aus dem Globalen Süden und mit Ende des Nachkriegsbooms zeichnete sich in den westlichen Gesellschaften seit den 1970er-Jahren eine restriktive Wende in der Asyl- und Migrationsfrage ab. War es in dieser Konstellation denkbar, eine emanzipatorische Asylpolitik »von unten« zu praktizieren? Jonathan Pärli untersucht diese Frage am Beispiel der »anderen Schweiz«, einer innovativen und international vernetzten Solidaritäts- und Protestbewegung. Abschottung und Abschiebungen sind keine Sachzwänge und liberale Asylpolitik ist kein humanitärer Luxus. Von dieser Überzeugung getragen entstand in der Schweiz seit 1973 eine soziale Bewegung. Impulse hierfür gingen von Geflüchteten aus Zaïre, Chile, der Türkei oder Sri Lanka aus. In kollektiven Protesten und individuellen Wortergreifungen maßen sie die Schweiz an ihrem Ruf als traditionellem Asylland. In Anlehnung an Hannah Arendt und Jacques Rancière analysiert Pärli den Asylaktivismus in seiner demokratiepolitischen Bedeutung und zeigt seine handfesten Erfolge auf. Ziviler Ungehorsam provozierte zwar Machtworte und Strafverfolgung, dies wiederum bot Gelegenheit für neuerlichen Widerspruch. Zugleich drohte das Engagement stets in rein humanitäre Einzelfallarbeit abzudriften. Und auch der Schritt von der grenzüberschreitenden Vernetzung hin zu Aktionen und Kampagnen für ein »anderes Europa« gestaltete sich schwierig. Pärli rekonstruiert eindrucksvoll eine facettenreiche und vielstimmige Geschichte des Asylaktivismus zwischen Politik, Humanitarismus und enttäuschten Hoffnungen.

Author(s): Jonathan Pärli
Publisher: Konstanz University Press
Year: 2024

Language: German
Pages: 449

Umschlag
Titel
Impressum
Inhalt
Vorwort
Einleitung: Asyl und ›aisthesis‹
Asylaktivismus als Sache des Anderen
Hannah Arendt und das Problem der Rechtlosigkeit
Asylpolitik von unten?
Dissens: Fragestellung und Politikverständnis
Nicht nur Niederlagen, und doch eine »verlorene Sache«
Archive, Quellen und Forschungsansatz
Forschungszusammenhänge
Aufbau und thematische Schwerpunkte
1 Der erste Dissens: Die Freiplatzaktion für Chileflüchtlinge
Die Provokation: Die FPA und die Flüchtlinge aus Chile
Die Situation in Chile und die gefährdete Asyltradition
»Wirrköpfe« am Werk
»Schuldhaft korrekt«? Humanitarismus zwischen Rhetorik und Praxis
2 Die frühe Asylbewegung und das »grosszügige« Gesetz
Der Nucleus der Asylbewegung: Die »Arbeitsgemeinschaft für Türkeiflüchtlinge«
Das Asylgesetz von 1979: Vorgeschichte und Nachwirkung
Das Asylkomitee Schweiz: Revisionen und Reflexionen
3 Bewegung und Begegnung: Die Schweiz der Anderen
Der Ruf der Schweiz
Im »Rot-Kreuz-Land«: Realität und Repression
Gehör bei der anderen Schweiz
Begleiten, beraten, betreuen 
4 Asyl von unten: Das ›Sanctuary Movement‹ und der zivile Ungehorsam in der Schweiz
Per Zeitungsinserat: Die AAA und das Privatasyl
Die Schwesterbewegung in den USA: Parallelen und Kontakte
Kirchenasyl in der Schweiz und der »Riss im Beton«
5 Ein anderes Wir: Die Figur des Volks und das Subjekt der Demokratie
Vom »beunruhigten« zum »polarisierten« Volk
Die Entstehung der BODS und der Antirassismus in Frankreich sowie der Romandie
Der Zwist um das Referendum und der sprachregionale Graben
Die offizielle Schweiz zwischen »Dauerregen« und »Vertrauensbeweis«
6 Das umstrittene Recht: Die Dialektik des Dissens und der Sisyphus der Fallarbeit
Bewegung auf neuen Bühnen: Strafgerichte und Parlamentskommissionen
Das »desavouierte« EJPD und die Einführung der Gewaltentrennung
Die Ambivalenz der Fallarbeit: Zwischen Bedingung, Verpflichtung und Überlastung
7 Rassismus, Refugien, Referenden
Ratlos gegen Rechtsextremismus und Rassismus?
Eine »neue Kampfform« und altbekannte Erfahrungen
Vom grotesken Fiakso zum unerwarteten Erfolg
Konsolidierung und Institutionalisierung
8 Ein anderes Europa?
Das westdeutsche »Modell« und die türkische Militärjunta
»Festung Europa«: Von Analyse und Austausch zur Aktion?
Europäisierung des Protests?
Asylaktivismus zwischen Politik, Humanitarismus und verlorener Sache: Fazit und Epilog
Keinen Grund zum Jubeln? Die wichtigsten Ergebnisse
Asylaktivismus als verlorene Sache und die Frage der Ausweitung: Eine Schlussbetrachtung
Dank
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