Adorno und die Kabbala

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Im neunten Band der Reihe geht Ansgar Martins kabbalistischen Spuren in der Philosophie Theodor W. Adornos (1903–1969) nach. Der Frankfurter Gesellschaftskritiker griff im Rahmen seines radikalen materialistischen Projekts gleichwohl auch auf ‚theologische‘ Deutungsfiguren zurück. Vermittelt durch den gemeinsamen Freund Walter Benjamin (1892–1940) stieß Adorno dabei auf das Werk des Kabbala-Forschers Gershom Scholem (1897–1982). Zwischen Frankfurt und Jerusalem entwickelte sich eine lebenslange Korrespondenz. Für Adorno erscheint vor dem Hintergrund lückenloser kapitalistischer Vergesellschaftung jede religiöse Sinngebung in der Moderne als unmöglich. Der Tradition der jüdischen Mystik schreibt er hingegen eine innere Affinität zu dieser hoffnungslosen Logik des ‚Verfalls‘ zu. Sie scheint ihm zur unumgänglichen Säkularisierung religiöser Gehalte aufzufordern. Adornos kabbalistische Marginalien beziehen einen breiten Horizont jüdisch-messianischer Ideen ein. Er verleugnet dabei nie, dass es ihm um eine sehr diesseite Verwirklichung geoffenbarter Heilsversprechen zu tun ist: Transzendenz sei als erfüllte Immanenz, als verwirklichte Utopie zu denken. In diesem Anliegen sieht Adorno selbst jedoch gerade seine Übereinstimmung mit der Kabbala. Adornos kabbalistische Motive, die auf Scholems Forschungen zurückgehen, werden hier ausführlich an seinen Schriften und Vorlesungen untersucht. In seinem Verständnis der philosophischen Tradition sowie im Modell der Metaphysischen Erfahrung suchte er etwa explizit Anschluss an Deutungen der Kabbala: Das unerreichbare Urbild der Philosophie sei die Interpretation der geoffenbarten Schrift. Wie säkularisierte heilige Texte wurden Werke von Beethoven, Goethe, Kafka oder Schönberg so zum Anlass für ‚mystische‘ Interpretationen. Deren detaillierte Untersuchung erlaubt, das viel beschworene jüdische Erbe von Adornos Philosophie zu konkretisieren und bedenkenswerte Einzelheiten von der Negativen Dialektik zur Ästhetik in den Blick zu nehmen.

Author(s): Ansgar Martins
Series: Pri ha-Pardes,9
Publisher: Universitätsverlag Potsdam
Year: 2016

Language: German
Pages: 211
City: Potsdam
Tags: Theodor W. Adorno, Gershom Gerhard Scholem, Critical Theory, History of Philosophy, Cabala, Philosophy of Religion

Titelblatt
Impressum
Inhaltsverzeichnis
1. Vorbemerkungen, oder: Wie Adorno (hier) zu lesen sei
1.1 Chiffren, die Leser häufig vernachlässigen. Zur Einleitung
1.2 Voraussetzungen. Zur vorliegenden Literatur
1.3 Spezifisches. Zu Adornos Stil und Terminologie
2. Adorno, Scholem – und die anderen. Historische Anmerkungen zu einer Konstellation
2.1 Der Schlüssel fehlt: Kabbala als Thema von Benjamins Philosophie?
2.2 Von der Verteidigung der Metaphysik zur Rettung einer häretischen Theologie
2.3 Das Absolute als Prozess. Kabbala und dialektischer Idealismus im Umfeld des Instituts für Sozialforschung
2.4 Am rechten Ort – um ein Winziges verrückt. Zu einer Erlösungsmetapher bei Adorno, Scholem, Benjamin, Bloch und Buber
2.5 Drastische Schuld des Verschonten
3. Grundlegung. Adornos Kommentar zu Scholems Sohar-Übersetzung 1939
3.1 Kritik der Symbolsprache: Intentionsloses, Natur, Mythos
3.2 Geschichtsphilosophie des Verfalls versus religiöse Urerfahrung
4. Von Sabbatai Zwi zu Kafka. Die Probe auf Einwanderung ins Profane
4.1 Antinomistische Mystik. Adornos Sabbatianismus
4.2 Kafka. Die Entleerung der Welt zum sinnlosen Nichts
5. Tradition und Erfahrung. Kabbala und Negative Dialektik
5.1 Kabbala heißt Tradition. Zur Geschichte (in) der Erkenntnis
5.2 Metaphysische Erfahrung. Ein Vorschein von Versöhnung?
6. Kunst und Kabbala
6.1 Vorausgehende Reflexionen zu Kunst und Mystik bei Adorno
6.2 Die Sprache der Engel. Paradoxien von Negativismus und Hoffnung in der Musik
6.3 Kabbalistisches als ästhetische Interpretationsfigur
6.4 Scholems Kritik an zwei Thesen Adornos zu Schönberg
7. Schlusswort. Etwas fehlt
8. English Summary
9. Danksagung
10. Quellen- und Literaturverzeichnis
11. Personenregister
12. Über den Autor
In dieser Reihe erschienen